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28 Jesus Christus.
sichcrung, daß es gut sey, baß er von ihnen gehe, indem er auch
ihnen eine Wohnung bei seinem und ihrem himmlischen Vater berei-
ten und den heiligen Geist als Lehrer und Tröster senden werde.
Durch ein unvergleichlich schönes und herzliches Gebeth empfahl er
noch seine Jünger, und alle seine künftigen treuen Anhänger seinem
himmlischen Vater.
Während eilf seiner treuen Apostel um ihn, wie um den ster-
benden Vater, in trauernder Liebe versammelt waren, ging der zwölfte,
Judas Ischariot, von Gcldgicrde bcthört, zu den hohen Priestern hin,
und bot sich an, gegen ^0 Silbcrstücke, ihnen seinen Meister in die
Hände zu liefern. O, der schändlichen That! — Die Stunde der
schwersten und letzten Leiden für Jesus war da. Es war der letzte
Abend seines Erdenlebens, als er hinausging, zuerst in den Maier-
Hof Gcthsemane, außer der Stadt Jerusalem, und dann mit drei
der treuesten Schüler auf den nahe gelegenen Oelberg. Der Voraus-
blick auf seine bevorstehenden Leiden und auf den zu duldenden schmäh-
lichen Tod, die Gewißheit, daß das Opfer seines Todes an so vie-
len Menschen fruchtlos seyn werde, der Gedanke, von seinem eige-
nen Schüler verrathen zu senn, und auch von den übrigen bald ver-
lassen zu werden, setzte seine liebende Seele in so große Bangigkeit,
daß sein Angstschweiß wie Blutstropfen zur Erde hinrann. Dreimal
bethete er in dieser größten Betrübniß zu seinem himmlischen Vater:
„Vater! wenn es möglich ist, so nimm diesen Kelch von mir; aber
nicht mein, sondern dein Wille geschehe!" Nach dem Rathschluffc
der ewigen Liedl' sollte Jesus den Kelch bis auf den letzten Tropfen
austrinken; der himmlische Vater nahm ihn deßwegen nicht von ihm
weg; schickte aber einen Engel, der ihn tröstete und stärkte.
Die bösen Menschen führen ihre Anschläge gerne im Finstem
aus. Es kam nun ein Haufe Soldaten und Gerichtskncchte, begleitet
von Mitgliedern des hohen Rathes, und angeführt von dem Verrä-
ther Judas, um Jesus gefangen zu nehmen. Judas mißbrauchte den
Gruß und Kuß der Freundschaft aus die schändlichste Weise zum Ver-
rathe, und auch die letzte liebevolle Warnung seines sanften Meisters
rührte sein verkehrtes Herz nicht. Mit hohem Muthe geht Jesus
der Rotte entgegen, und fragt: „Wen suchet ihr?" Sie sagen:
»Jesus von Nazareth!" Mit göttlicher Würde spricht Jesus: „Ich
bin's!" und Alle stürzen zur Erde hin. Sinnlos liegen sie eine
Weile da; aber Jesus entweicht nicht, weil er freiwillig in den Tod
gehen will. Sie stehen wieder auf; Jesus fragt sie zum zweiten
Male: „Wen suchet ihr?" Sie antworten wieder: „Jesus von
Nazareth!" Jesus spricht: »Ich bin's! (und auf seine Jünger zei-
gend) lasset diese gehen!" Nun ergreifen und binden sie ihn wie
einen Ucbelthätcr. Petrus will ihn mit dem Schwerte retten; aber
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen