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44 Maria.
Ein Engel des Herrn kündigte dem Joseph in Egypten diesen Tod
an, mit dem göttlichen Befehle, daß er mit Maria der Mutter und
mit dem Kinde Jesus wieder in das jüdische Land zurückkehren solle.
Von Herzen erfreut über diese Nachricht kam die heilige Familie in
ihr Vaterland, aber nicht wieder nach Bethlehem; sondern nach ei:
ner von Gott erhaltenen Weisung nach Nazareth zurück. ' Voll des
innigsten Dankes war das Herz der Maria gegen Gott für die so
wunderbare Rettung ihres Kindes, und über die gnädige Zuruckful»-
rung in ihr liebes Nazareth. —
Tief wurde das Herz der göttlichen Mutter auf ein Neues ver-
wundet, als sie ihr geliebtes Kind, den zwölfjährigen Knaben Je:
sus, zu Jerusalem bei dem Osterfeste verloren hatte; aber auch hoch-
erfreut, als sie dasselbe am dritten Tage wieder fand in dem Tem-
pel zu Jerusalem, wo es selbst schon auf seine hohe Bestimmung
hindeutete. — Es ist anbcthungswürdige Fügung der gütigen Vor-
sehung in unseren Schicksalen, daß Leiden und Freuden abwechseln,
damit wir in diesen nicht übermüthig, und durch jene nicht ganz in
Boden gebeugt werden.
Nach der Rückkehr von den» Osterfeste zu Jerusalem lebte die
heilige Familie in gottesfürchtiger Stille in Nazareth fort. Auch hier
im häuslichen Leben ist Maria das holdeste Bild aller liebenswürdi-
gen weiblichen Tugenden. Auch hier ist sie die lautere Sanftmuth,
Milde und Güte. Kein unanständiges Wort kommt aus ihrem rei-
nen Munde; nie überläßt sie sich dem sündhaften Zorne oder einer
andren feindseligen Leidenschaft. Gegen alle Menschen ist sie voll
Freundlichkeit, Mitleid und Schonung. Mit Fleiß und treuer Sorg-
falt verrichtet sie die Geschäfte ihrer kleinen Haushaltung. Sie schämt
sich auch nicht der geringsten Arbeiten, veredelt sie aber durch Ord-
nung, Reinlichkeit und Genauigkeit, und heiliget sie durch frommen
Ausblick zu Gott, d. i. durch die gute Meinung. Sie liebt nicht
eitlen Putz. Nicht Gold und Seide machen ihren Schmuck aus,
sondern, was weit köstlicher ist: Schamhaftigkeit, Sittsamkeit und
Bescheidenheit. Himmelweit war von ihr entfernt alles freche Be-
tragen, alle unnützen Schwatzereien, alle üblen Nachreden und alle
lieblosen Verlaumdungcn des Nebcnmenschen. Dem Joseph war sie
eine holde, zärtliche und getreue Gattin, dem Kinde Jesu eine liebe-
volle und sorgfältige Mutter, und allen Nachbarsleuten eine fried-
liche, dienstfertige und gütige Nachbarin, in allen Freuden mäßig,
in allen Leiden Gott vertrauend und geduldig.
Als Jesus 30 Jahre alt war, verließ er, wie wir wissen, das
alterliche Haus. An ihm verlor die göttliche Mutter die größte
Freude ihres Herzens, und zum Theile auch die Stütze des Haus-
wesens, und doch war sie froh, daß die Stunde zum Heile der Mcn-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen