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Am 19. Mär;. 51
und ebcn deßwegen eine solche Reise der jungfräulichen Mutter im
höchsten Grade beschwerlich. Joseph gehorchte dessen ungeachtet dem
Befehle des Kaisers. Dieses sein Beispiel beschämt alle diejenigen,
welche sich den Gesetzen und Anordnungen der weltlichen Obrigkeiten
widersetzen, oder dieselben unerfüllt lassen. Die weltliche Obrigkeit
ist von Gott gesetzt; durch den Gehorsam gegen ihre Anordnungen
wird die öffentliche Nuhe und Sicherheit erhalten, und die allgemeine
Wohlfahrt befördert.
Mit der zärtlichsten Liebe war Joseph bemüht, der göttlichen
Mutter die Beschwerlichkeiten der Reise zu erleichtern, und der ge:
ringste Umstand, welcher dazu beitragen konnte, entging seiner wach-
samen Sorge nicht. Er war tief bekümmert für Maria, die er seit
der himmlischen Erscheinung als die Mutter des Welterlösers so hoch-
schätzte, als er in Bethlehem keine anständige Herberge für sie fand,
sondern sie in einen Stall, der außerdem dem Wiehe zum Aufenthalte
diente, führen mußte. Mit innigstem Schmerzen sah er unter so arm:
lichen Umständen den Messias zur Welt kommen. Aber bald setzte
die vollkommenste Uebereinstimmung dessen, was die anbethenden Hir-
ten sagten, mit dem, was ihm selbst von der hohen Bestimmung
des Kindes geoffcnbarcr worden war, seine reine Seele in das freu-
digste Erstaunen. Seine Freude und sein Erstaunen wurden nachher
vermehrt, als er bei der Opferung im Tempel zu Jerusalem hörte,
was der Geist Gottes durch den Greisen Simeon und durch die Pro-
phetin Anna von dem göttlichen Kinde offenbarte.
Joseph war nach der seligsten Jungfrau der erste aus allen
Menschen, welcher das Glück gehabt hat, den Heiland der Welt zu
sehen und zu verehren. Seine Verehrung und seine Liebe gegen den
menschgewordencn Gottessohn lassen sich wohl nicht ausdrücken, und
das, was sein Herz empfunden hat, nicht beschreiben. Wie getreu-
lich wirkte er mit den Absichten und Anschlägen des himmlischen Va-
ters, der ihm zugleich die Ernährung des Wortes, das Fleisch ge-
worden war, und die Beschirmung der seligsten Mutter desselben auf-
getragen hat! Bei allen Vorzügen und außerordentlichen Gnaden,
mit welchen der Himmel den Nährvater des Weltcrlösers beglückte,
müssen wir die Demuth desselben mehr, als alles Andere bewundern.
Er lebt in dunkler Stille; er verbirgt die unaussprechlichen Vorzüge,
womit er beehrt wird, vor den Augen der Menschen; er offenbaret
nichts von dcn großen Geheimnissen, die eben waren erfüllet worden;
er suchet nicht sie zu ergründen; er läßt Gott die Sorge über, die-
selben zu jener Zeit offenbar zu machen, die seine Rathschlüsse be-
stimmt haben; er denket an nichts Anderes, als wie er sich nach
den Absichten der göttlichen Vorsehung richten möge, und sorget ein-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen