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Am 6. Jänner. 59
Jesus war ein Licht zur Erleuchtung aller Völker, also nicht allein
der Juden, sondern auch der Heiden aufgegangen. Eine Reise aus
Arabien nach Jerusalem war mit großen und vielen Beschwerden ver:
bunden; allein nichts war im Stande, die Weisen von ihrem ein:
mal gefaßten Entschlüsse abzubringen, und sie von der Reise zu-
rückzuhalten.
Erkennen wir, von Gottes Gnade erleuchtet, das Gute, das
wir thun sollen, so muffen wir uns unverweilt zur Ausführung des-
selben entschließen, und keine Beschwerden, und keine Hindernisse
dürfen uns von der Ausführung desselben zurückhalten.
Nach einer langen und mühcseligcn Reise kamen die Weisen in
Jerusalem an. Hier, in der Hauptstadt des jüdischen Landes, hoff-
ten sie den neugebornen König zu finden, oder doch zuverläßig zu
erfahren, an welchem andern Orte derselbe zur Welt gekommen sey.
Ganz unbefangen fragten sie da: „Wo ist der neugeborne König
der Juden? Wir haben seinen Stern im Morgenlande gesehen, und
sind gekommen ihn anzubethen." Die Nachricht von einem ncugebor-
nen Könige der Juden verbreitete sich schnell durch ganz Jerusalem.
Aber wie war da in der Hauptstadt des Landes Alles so ganz an-
ders, als dort bei den frommen Hirten auf dem Felde in
hem, so ganz anders, als bei den guten, edlen Menschen im
pel. Der König erschrack, und ganz Jerusalem mit ihm.
der König, war ein stolzer herrschsüchtiger Mann. Sobald er von
einem neugebornen Könige hörte, war er schon besorgt für seine
Krone; darum gerieth er in großen Schrecken. Die Priester und ein
großer Theil des Volkes zu Jerusalem waren böse, verdorbene Men-
schen, und hatten doch in ihrem Innern die Ahnung, daß in dem
Reiche des erwarteten großen Königs nur Wahrheit und Tugend gel-
ten würde, darum erschracken sie. So bebt und zittert der Laster-
hafte, wo der Tugendhafte sich freuet und frohlocket.
Alle Einwohner zu Jerusalem kannten nur zu gut den Stolz
und die Herrschsucht des alten Herodes. Sollte ein anderer König
auf den Thron kommen, so durften sie nichts anders, als blutige
Kriege erwarten, und dieses setzte auch die bessern Einwohner der Stadt
in ängstliche Besorgniß. Wie erstaunt mußten wohl die weisen Mor-
genländer darüber seyn, daß hier in Jerusalem Niemand etwas von
dem neugcbornen Könige wissen will, und über ihre Nachricht, statt
Freude, allgemeiner Schrecken entsteht? Herodes, einzig nur besorgt,
sich und seinen Nachkommen die jüdische Krone zu erhalten, faßte
den Entschluß, öffentlich die größte Ehrfurcht gegen den neugeborncn
König zu beweisen, und heimlich ihn aufzusuchen und zu ermorden.
Er ließ deßwegen ohne Verzug den hohen Rath, die hohen Priester
und angesehenen Schriftgelehrten zusammen kommen, und ihnen die
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen