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62 Die unschuldigen ^ino^r ;i
gelübde, an die Bewahrung reiner Unschuld und an die Nothwendig-
keit der Buße lebhaft erinnern, — dieses ist der wahre, chrisilicke
und heilsame Gebrauch des geweihten Drcikönigwafser.
« Am 28. (.''ln'ismwnat. »
Mit banger Sehnsucht erwartete Herodes zu Jerusalem die Zu:
rückkunft der Weisen, und durch sie eine genaue Nachricht von dem
Kinde, dessen Geburt sein Herz so sehr beunruhigte. —- Mehrcrc
Tage waren vorüber, und die Weisen kamen nicht zurück. Darüber
gerieth der argwöhnische Fürst in noch größere Sorge. Endlich wurde
ihm die Zeit zu lange, und vielleicht hatte er jetzt auch inne gewor-
den, daß die Weisen schon lange von Bethlehem abgereiset, und auf
einem andern Wege nach Hause zurückgekehret seyen. Er glaubte,
daß sie ihn absichtlicher Weise betrogen haben, gericth darüber in
Wuth, und faßte einen Entschluß, welcher auch in dem rohesten
Herzen Schauder erregen muß, und welchen mn- ein Herodcs fassen
konnte, der in seiner unaussprechlichen Grausamkeit seine eigenen Kin-
der ermorden ließ. „Es sollten," dieß war der schaudcrvolle An-
schlag, „alle Kna'blein, die nicht über zwei Jahre alt wären, in
Bethlehem und der umliegenden Gegend ermordet werden." So,
dachte er, werde das ihm verhaßte Kind dem Schwerte gewiß nicht
entgehen. Plötzlich erschienen die Diener der Gerechtigkeit des Hero-
des in Bethlehem. Mit blitzenden Schwertern drangen sie in alle
Wohnungen. Die schuldlosen Kleinen wurden mit rasender Wuth,
wo sie sich immer befanden, ergriffen, den Müttern aus den Armen
und von der Brust weggerissen, und im Angesichte der jammernden
Väter und Mütter ermordet. Das Klaggeschrei in Bethlehem über
diesen so schrecklichen Mord war unbeschreiblich. Väter und Mütter
wollten sich über den Verlust nicht mehr trösten lassen. Könnten die
Leichen der Verstorbenen noch klagen, so würde selbst Rachel, die
Stammmutter dieser in Bethlehem gemordeten Kinder, die in dieser
Gegend begraben lag, in ihrem Grabe bitter geweint haben.-—Wie
weit kann doch der Mensch in seinen Lastern kommen, wenn er nur
sich selbst liebt, und seine Leidenschaften nicht bezähmt. Eine einzige
Leidenschaft, der wir freien Zügel und Zaum lassen, sührt uns von
einem Fehltritte zum andern, von einem Laster zum andern, bis wir
die größten Verbrecher sind.
Bald nach dem schrecklichen Kindcrmorde zu Bethlehem traf den
Herodes die strafende Hand Gottes. Er wurde von einer sehr schmerz-
lichen und ekelhaften Krankheit befallen, und vollendete unter de»>
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen