Seite - 65 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 65 -
Text der Seite - 65 -
Am 22. Ju l i , am 29. Jul i und am 17. Dezember. 65
liebt auch weniger/' Ihre große Liebe, die sie an mir erzeigte, ver-
dient den Nachlaß aller ihrer Sünden, so groß und viel sie sind;
du aber bist der Vergebung gar nicht würdig, weil du mir keine
Beweise der Liebe gegeben hast.
Die Mag-dalena erfreute nun Jesus mit dem tröstlichen Aus:
spruche: „Deine Sünden sind dir vergeben." Als die bei Tische
Sitzenden dieses hörten, sagten sie bei sich selbst: „Wer ist denn
dieser, daß er sogar Sünden vergibt? Wie kann er sich diese Ge-
walt anmafsen?" Jesus kehrte sich aber nicht an daü Gemurmel
dieser Pharisäer, sondern sprach ferner zu Magdalena: .,Dein Glaube
hat dir geholfen. Geh' hin im Frieden!"
Magdalcna crsckcint uns als das rührcnd.'ie Beispiel einer wahren und
aufrichtigen Vüstcrin. Voll Glauben und Vertraue» kommt sie zu Jesus. Sie
zerstießt i» Thräuc» der mnigsten Neue, und getraut sich voll Scham über
ihrc Vcrgchungcn, nicht einmal zu ihm aufzublicken. Ihr ganzes Herz ist um-
geändert. Vorher schätzte und liebte sie nur eitle Dinge und sündhafte Lüste.
Ieitt verabscheut sic tiefes Alles, und ist ganz Ehrfurcht und Liebe gegcn Je-
sus, den Heiligsten. Mi t den Haare», die sie vorher vielleicht mit Perlen
schmückte, trocknete, sie Jesu die Füße ab. Die wohlriechenden Salben, von
dcnc» vorher ibr Haupt duftete, brauchte sie, nm Icfu ihre Verehrung zu
bezeige». Sic macht das Aergerniß, welches sie gegeben hattc, so viel sic
kann, wieder gut. Oeffeutlich hattc sic gesündigt, öffentlich thut sie mm V:'-
ßc, und bemüht sich von »un au, nm so vollkommener zn werde», je böser sie
bis dahi» gewescn war. Wollte sich doch jeder Sünder mit Vertraue» und
Liebe, mit iunigcr Reuc, und dem Einschlüsse, besser zu werden, zu Jesus,
dem liebevollen Sündcnvcrgcber, wie Magdalcua, »ahe», so würde er >vic
diese, de» große» Trost der Vergebung erlangen.—
Maria Magdalena blieb nun fortan die treueste Anhängerin
Jesu, und begleitete ihn nach Galilaa. Durch die Gnade Jesu,
durch die immcrwachsende Liebe zu Jesu, und durch die treueste Be-
hcrzigung jeder Lehre und Ermahnung Jesu, wurden auch die ge-
heimsten Wurzeln der Sünden, die ihr Jesus vergeben hatte, aus
ihrem Herzen ausgerottet, und auf dieses deutet der heilige Gregor
der Große die Worte des Evangelisten Lukas, welcher sagt: daß
sieben Teufel von der Maria ausgefahrcn seyen. (Luk. 8, 2.) Auch
Lazarus und Martha schätzten Jesum und seine Lehre sehr hoch, und
gehörten zu feinen getreuen Anhängern. So oft Jesus nach Jerusa-
lem kam, oder in der Gegend dieser Stadt sich aufhielt, nahm er
seine Einkehr bei diesen guten Geschwistern; er hatte seine Freude an
den guten und edlen Seelen.
Er kam eben auch einmal, bei einer Reise von Kapharnaum
nach Jerusalem, in den Flecken Bcthanien. Mit der herzlichsten
Freude wurde er sammt seinen Aposteln von den drei geliebten Ge-
schwistern empfangen. Kaum war er in das Haus getreten, als
sich schon Menschen versammelten, und von ihm Unterricht emvfan:
(5lstcr Band, 5
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen