Seite - 95 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 95 -
Text der Seite - 95 -
Am 27. Dezember. 95
und gab ihnen Bischöfe, welche seiner Leitung und Aufsicht anver-
traut blieben, sowie auch der Bischof von Ephesus, wo er seinen
Sitz nahm, nachdem Paulus schon dort geprediget, diese Kirche ge-
gründet, und seinen Schüler Timotheus zum Bischöfe bestellt hatte.
Auch unter den Parthern wurde von ihm das Evangelium verkündet,
weßwegen sein erster Brief von Mehreren, insbesondere von dem
heiligen Augustin, das Sendschreiben an die Parther genannt wird.
Als der grausame Nero tine schreckliche Verfolgung über die
Christen verhängte, wurde auch der heilige Johannes von dem Pro-
konsul Asiens ergriffen, und nach Rom geliefert. Hier wurde er,
wie Tertullian, Augustin und Hieronymus versichern, in einen Kessel
voll siedenden Oels gethan, aber wunderbarer Weise ganz unverletzt
erhalten. Die Kirchenväter nennen ihn dieser Begebenheit wegen
einen Märtyrer, und setzen hinzu, daß durch dieselbe die Weissagung
des Heilandes, daß er nämlich seinen Kelch trinken werde (Matth.
20, 23.) erfüllet worden sey. Die Heiden schrieben die wunderbare
Erhaltung des heiligen Apostels der Zauberei zu, und er wurde
nach der Insel Pathmos, im ägäischen Meere, in's Elend verwiesen.
Hier hatte er das erhabene Gesicht, welches in seinem Buche der
geheimen Offenbarung ausbehalten ist. Nachdem die grausame Ver-
folgung der Christen aufgehört hatte, kehrte Johannes von Pathmos
nach Ephesus wieder zurück, und setzte die Wachsamkeit auf die Rein-
heit des Glaubens und der Sitten, sowie den Eifer in der Verbrei-
tung und Befestigung des Reiches Gottes, bei den verschiedenen
Kirchen Kleinasiens bis zu seinem Tode fort. So sehr dem heiligen
Johannes die allgemeine Wohlfahrt der Christen am Herzen lag, so
sehr war er auch für das Heil der Einzelnen besorgt. Davon mag
uns folgende Begebenheit, die uns der Kirchengeschichtschreiber Eusc-
bius und der heilige Clemens von Alexandria erzählen, überzeugen.
Vor der Verbannung auf die Insel Pathmos hatte er einen hoff-
nungsvollen Jüngling der Obsorge eines Bischofs übergeben, mit den
nachdrücklichen Worten: „Diesen Jüngling empfehle ich deiner sorg-
samsten Pflege im Angesicht« der Gemeinde und Jesu Christi." Der
Bischof nahm den Jüngling in sein Haus, widmete ihm jede Sorg-
falt des Unterrichts, der Ermahnung, der Bewahrung, des Beispiels,
und taufte ihn, als er ihn zum Empfange dieses heiligen Sakramen-
tes vollständig vorbereitet hatte. Bald hatte der Bischof kein so
wachsames Auge mehr auf den Jüngling, weil er glaubte, daß es
nicht mehr nöthig sey. Einige lüderliche junge Leute bemerkten dieß,
und zogen den Zögling des Bischofs an sich. Dieser vergaß bald
der christlichen Lebensregeln, kam von Fehltritt zu Fehltritt, und
endlich so weit, daß er, nachdem er die Stimme des Gewissens ganz
erstickt hatte, der Anführer einer Räuberbande wurde. Nach seiner
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen