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08 Der heil. Johannes lc. Am 27.
cr sich gegenwärtig aufhalte. Johannes sagte: „IcH bin's." Der
Fremde war sehr betroffen; und als der Apostel um die Ursache
fragte, antwortete er ganz freimüthig: „Ich glaubte an Johannes
einen Mann zu finden, der sich fortan nur mit hohen und geistlichen
Dingen beschäftigt, und ich erstaune nun, daß ich ihn mit einem
Rebhuhn spielen sehe." Ganz freundlich sagte Johannes: „Warum
hast du deinen Bogen abgespannt?" Der Fremdling erwiederte:
„Weil er seine Kraft verlieren, und dann zu nichts mehr taugen
würde, wenn er immer gespannt bliebe." „Eben so," sprach end-
lich der Apostel, „müßte auch der Mensch unter seinen Sorgen «nd
Arbeiten erliegen, wenn cr nicht bisweilen durch unschuldige Unter:
Haltungen die Kräfte seines Geistes erholen würde."
Selbst das höchste Alter war nicht im Stande, den Eifer und
die Liebe des heiligen Apostels zu schwächen. Er ließ sich von den
Priestern in einer Scnfte in die Versammlung der Christen tragen,
als er wegen Entkräftung es nicht mehr vermochte, dahin zu gehen.
Er konnte keine langen Predigten mehr halten, deßwegen sprach er
nur immer zum Volke: „Meine lieben Kinder, liebet euch unterein-
ander!" Und als seine Zuhörer über dieses immerwährende Einerlei
ungehalten zu werden ansingen, sprach cr zu ihnen: „Dieses ist ja
Alles, was euch der Herr befiehlt. Thut dieses, und ihr habt ge-
nug gethan!" Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes. Mangelt
uns die Liebe zu unsern Mitmenschen, so mangelt uns auch die Liebe
zu Gott. Wir muffen die Liebe zum Vater durch die Liebe seiner
Kinder beweisen.
Endlich rief der Herr den frommen Greisen zu sich,, um ihm
den Lohn seiner Arbeiten und Leiden zu ertheilen. Johannes starb
zu Ephesus, wie man insgemein dafür hält, um das Jahr 100,
unter der Regierung des Kaisers Trajan, nachdem er ein Alter über
hundert Jahre erreicht hatte. Sein Leichnam wurde zu Ephesus be-
graben, und durch viele Wunderzeichcn verherrlichet. Später wurde
über seinem Grabe eine prächtige Kirche gebaut, welche von den Tür-
ken in den folgenden Zeiten in eine Moschee verwandelt wurde.
Die jährliche Gedachtnißfeier dcs heiligen Apostels Johannes wird in der
lateinischen Kirche schon seit uielcn Jahrhunderten am 27. Dezember begangen,
und die Erinnerung an dic Begebenheit, daß derselbe in siedendem Oelc ge-
martert werden sollte, ist ans dc» 6. Mai gesetzt.
Von Johannes sind auf uns gekommen, ein Evangelium, drei Briefe
und die geheime Offenbarung, oder Apokalypsis. — In seinem Evangelium
beschreibt er das Leben und dic Thatcn, das Leiden und die Verherrlichung
Ics». Seinen ersten Brief hat er an die Christen in Kleinasien und den um-
liegenden Gegenden geschrieben. Der ganze Inhalt desselben behandelt die
Grundsätze des Christenthums: erstens daß der Glaube an Jesus den
Gottes und unsern Erlöser unbedingt nothwendig seye, um einst selig
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen