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l00 Jakob der Aeltere, Apostel.
Zcbcdäus. Wir sehen spater auch die Mutter dieser beiden
unter den treuen Schülerincn, unter welche sie wahrscheinlich sogleich
nach dem Tode des alten Zebedäus getreten war.
Iakobus wurde von Jesus, wie sein Bruder Johannes und
Petrus, eines besondern Vertrauens gewürdigt, indem er auch den
Heiland bei den vornehmsten und wichtigsten Handlungen, und
auch dann noch begleiten durfte, wo er sich von den Uebrigcn ab:
sonderte. Er war gegenwärtig, als Jesus die Schwiegermutter des
Petrus vom Fieber heilte, und als er die Tochter des Iairus vom
Tode in's Leben erweckte. Er war Zeuge der himmlischen Verklä-
rung seines göttlichen Meisters auf Tabor, und der heißen Todes-
angst desselben auf dem Oelberge. — Nicht lange nachher, als Je-
sus die beiden Brüder ihres unduldsamen Eifers wegen zurecht ge-
wiesen hatte, trugen sie gemeinschaftlich mit ihrer Mutter Salome
ihrem Meister eine sonderbare Bitte vor, welche ein Beweis ihrer
unordentlichen Ehrbcgierde war. Die Mutter führte das Wort. Sie
fiel Jesu zu Füßen, und bat ihn flehentlich: „Laß diese meine bei-
den Söhne in deinem Reiche sogleich neben dir — den Einen zu
deiner Rechten, und den Andern zu deiner Linken sitzend
Weise erwarteten nämlich die Mutter und ihre Söhne, daß
ein irdisches Weltreich errichten werde, und wünschten in demselben
die ersten und vornehmsten Aemter zu erhalten. Jesus wollte sie es
einsehen lassen, daß sie etwas Unüberlegtes begehrten, und antwor-
tete: „ Ihr wisset nicht, um was ihr bittet." Ich werde kein Welt-
könig, und mein Reich wird kein Weltreich; es werden also auch
keine ersten und letzten Plätze in diesem Reiche seyn. In mein Reich,
in das Reich der Herrlichkeit, kann man nur durch Abtödtung, durch
Leiden, Kampf und Ueberwindung kommen. Ich selbst werde keinen
andern Weg dahin nehmen können, und den Leidenskelch trinken
müssen, bevor ich in dasselbe eingehe. Nun denn, habt ihr Muth,
den Kelch zu trinken, den ich trinken werde, und die Taufe über euch
ergehen zu lassen, die an mir vollzogen werden wird? Werdet ihr,
wie ich, die größten Widerwärtigkeiten, und einen schmählichen Tod
leiden können? Die beiden Brüder erwiederten muthig: „Ja, wir
können es!" Ihr werdet es auch, fuhr Jesus fort: „ Ihr werdet
vieles zu leiden haben; aber was ihr für einen Platz im Reiche Got-
tes erhalten werdet, das steht meinem himmlischen Vater allein zu
bestimmen zu.
Es war der Ehrgeitz, der den Iakobus und Johannes zu ih-
rer Bitte verleitete, und unüberlegte Liebe ihrer Mutter, daß sie in
diese Bitte miteinstimmte. Die Mutter glaubte, wenn ihre Kinder
nur reich und vornehm wären, so wären sie schon glücklich. So
verleitet auch jetzt noch immer die ungeordnete Ehrbegierde zu lauter
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen