Seite - 131 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 131 -
Text der Seite - 131 -
Am 26. Dezember. I3l
bei der Austheilung des täglichen Unterhaltes übersehen worden wären.
Da riefen die Apostel die ganze Menge der Jünger zusammen, und
sprachen zu ihnen: „Es ist nicht recht, daß wir die Verkündigung
des göttlichen Wortes versäumen, und uns mit der Besorgung des
Tisches abgeben: darum, liebe Brüder! wählet aus eurer Mitte sieben
Männer aus, die nach dem Zeugnisse von euch allen bewährt, und
voll des heiligen Geistes und der Weisheit sind. Diesen wollen wir
dann das Geschäft der Vertheilung dessen, was zum Lebensunterhalte
einem jeden nöthig ist, anvertrauen; wir aber wollen einzig dem
Gebethe und dem Prcdigtamte abwarten." Dieser Vorschlag gefiel
der ganzen Menge der versammelten Jünger sehr wohl. Sie er-
wählten daher aus ihrer Mitte den Stcphanus, den Philippus und
noch fünf andere, und stellten sie den Aposteln vor, welche über sie
betheten und ihnen die Hände auffegten. Man nannte diese Armen-
pfleger Diakonen, und sie wurden zugleich auch bevollmächtiget, den
Juden und Heiden das Evangelium zu predigen, und den Bischöfen
und Priestern bei der Verrichtung des heiligen Opfers und bei der
Ausspendung der heiligen Sakramente zu dienen. — Auch heut zu
Tage noch besteht in der katholischen Kirche das Diakonat, und jeder
Priester muß, bevor er die Priesterweihe empfängt, zum Diakon
geweiht werden; weßwegen es auch eine vorzügliche Pflicht eines
jeden Priesters ist, für die Unterstützung der Armen durch Wort und
That zu sorgen, und an den Armenversorgungsanstalten kräftig Theil
zu nehmen. — Unter den gewählten sieben Diakonen war Stcphanus
der erste und vorzüglichste. Man glaubt, daß er aus der Zahl der
72 Jünger gewesen sey. Er zeichnete sich durch seine außerordent-
liche Geistesstärkc, bewundernswürdige Fertigkeit im Lehrvortrage,
und in Widerlegung jüdischer Vorurtheile so sehr aus, daß von der
Kraft seiner Lehre und seiner Wunder die herrlichsten Wirkungen bc-
kannt wurden. Er erfüllte die Pflichten seines Amtes nach allen
Kräften; er besorgte mit der größten Treue die Armen, Wittwen und
Waisen, und predigte mit unerschütterlichem Eifer, Nachdruck und
Gründlichkeit die Geheimnisse des christlichen Glaubens. Die Iudcn
wagten es zu verschiedenen Malen, sich in Wortwechsel mit ihm ein-
zulassen, und ihn zu widerlegen; allein sie vermochten es nicht; denn
vor der Weisheit und dem Geiste, mit dem Stephanus sprach, konn-
ten sie nicht bestehen, sondern wurden zu ihrer großen Beschämung
zum Stillschweigen gebracht. Dadurch wurden sie gegen den heiligen
Mann so erbittert, daß sie sich vornahmen, ihn zu todten. In
seinem Lebenswandel fanden sie nichts, was ihn des Todes schuldig
machte; denn er wandelte so, daß ihm Niemand einen Vorwurf
machen konnte. Seine Lehre konnten sie auch nicht widerlegen: daher
nahmen sie ihre Zuflucht zur Verleumdung, und stifteten böse Mcn-
9*
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen