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Am 2«. Dezember. 133
chung, welcher Saulus hieß, und hernach der so berühmte Apostel
geworden ist. Stephanus rief während der Zeit, als die
en Steine auf ihn warfen, zu Gott für eben dieselben, und
bethete mit lauter Stimme: „Herr! rechne ihnen dieses nicht zur
Sünde." Bald hernach sank er kraftlos zu Boden und rief: „Herr
Jesu, nimm meinen Geist auf!" Nach diesen Worten entschlief er
in dem Herrn. Saulus, der die Kleider der Steiniger hüthcte, hatte
auch in den Tod des Stephanus eingewilliget. Fromme Männer
bestatteten den entseelten Leichnam zur Erde, und die Trauer um
den so eifrigen Diakon war in der ganzen christlichen Gemeinde
sehr groß. --
Der heilige Stephanus war der Erste, der für die Lehre des
gekreuzigten und wieder auferstandenen Jesus scin Blut vergossen
hat; der Erste, der dem blutigen Vorgänger Jesus Christus durch
einen gewaltsamen Tod zur Himmclskrone heldenmüthig nachge-
gangen ist. Er wird deßwegen ganz vorzugsweise ein Erzmartyrer
genannt. Sein Tod hatte sehr viel ähnliches mit dem Tode Jesu.
Jesus bat am Kreuze noch für seine Kreuzigcr: „Bater! Verzeihe
ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun." Stephanus bat mit
sterbender Stimme für seine Steiniger: „Herr! Rechne ihnen dieses
nicht zur Sünde." Jesus rief laut am Kreuze, bevor er seinen
Geist aufgab: „Nater! In deine Hände empfehle ich meinen Geist."
Stephanus rief laut, ehe er starb: „Herr Jesu! Nimm meinen Geist
auf!" Jesus wurde gekreuziget, weil er seine Sendung vom Vater
mit Wort und That bewiesen hat. Stephanus ward gcstcinigct, weil
er mit Wort und That von Jesus Zeugniß gegeben hatte. Jesus
ward von seinem Volke gekreuziget. Stephanus wurde von eben
denen gesteiniget, die Jesum gekreuziget hatten, und denen er die
Kreuzigung Jesu als das größte Verbrechen verwiesen hatte.
Nach dem Zeugnisse der heiligen Schrift war der heilige Stc-
phanus ein Mann voll Gottes Gnade und des heiligen Geistes.
Nur reine Herzen sind lebendige Tempel des heiligen Geistes; nur
diesen theilt der heilige Geist sich, und seine Gaben in aller Fülle
mit; nur diese läßt er durch das Zeugniß und durch den Trost eines
guten Gewissens, wo nicht sichtbar schon in dieser Welt, wie den
Stephanus, wenigstens unsichtbar durch die Salbung seiner Gnade,
den offenen Himmel, Jesum an der Seite seines Vaters, die Herr-
lichkeit Gottes, und die für sie bereitete Krone der Unsterblichkeit
mit den Augen des Gemüthes sehen, und mit reinster Herzensfreude
hier auf Erden fühlen. Darum sagte Jesus: „Selig sind die, die
eines reinen Herzens sind, denn sie werden Gott anschauen, und
schon auf Erden Kinder Gottes genannt werden." Stephanus ist
ein reizendes Vorbild, würdig unserer Nachahmung! Nur so geziemt
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen