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138 Der heilige Apostel
jüdischen Lehrers beherzigen, so würde sich die Zahl dcr stolzen
siggänger, der lüderlichen Bettler, und der frechen Betrüger und Diebe,
zum allgemeinen Wohle der Menschheit gar sehr vermindern! Paulus
lernte Teppiche und Gczelte machen, und wir werden in der Folge
hören, daß er mit dieser Beschäftigung seinen Unterhalt sich erworben
habe. Er hatte einen durchdringenden Verstand; machte große fort-
schritte in der Lehre des Gesetzes, und zeigte frühe schon einen Eifer
für dasselbe, und für die jüdischen Erblehren, welcher ihn vor AUen,
die seines Alters waren, auszeichnete. Er hielt sich zu der Sekte
der strengen Pharisäer, und war ein nach dem mosaischen Gesetze
unsträflicher Mann, der seiner Erkenntniß getreu handelte. Wie fast
alle Juden, so war auch er von dem Vorurtheilc geblendet, daß das
von Gott durch die Propheten verheißene Reich des Messias ein
irdisches Reich sey, und das Iudenthum nicht stürzen, sondern von
Neuem unterstützen, und zum höchsten Glänze bringen werde. Jesus
und seine Lehre befriedigte diese irdische Erwartung der Juden nicht,
und Paulus sah das neu aufwachsende Christenthum, welches von
den jüdischen Ceremonialgcsetzen lossagte, und insbesondere vielen
jüdischen Erblchren sich entgegenstellte, für eine Sekte an, die keinen
andern Zweck habe, als das Ansehen der jüdischen Religion ganz zu
stürzen. Er glaubte deßwegen, dem Gott seiner Väter nicht besser
dienen zu können, als wenn er sich der neuen Lehre aus allen Kräf:
tcn, und mit dem muthigsten Eifer widersetzte. Diesen Eifer zeigte
er schon bei dem Tode des unschuldigen Stephanus. Er legte vor
dem ganzen Volke das Zeugniß seiner Zufriedenheit ab, und hüthtte,
um auch Theil am Morde zu nehmen, den Steinigcrn die Kleider.
Je mehr die Christen zunahmen, desto mehr erwachte in Paulus der
Geist der Verfolgung. Aufgemuntert und gestärkt durch das Ver-
trauen, welches die hohen Priester zu Jerusalem, seines feurigen
Eifers wegen für das jüdische Gesetz in ihn setzten, zerstörte er in
Jerusalem mehrmal die Versammlungen der Christen; ja er ging
sogar in ihre Häuser, lockte ihnen das Bekenntniß des Christenthums
ab, und ohne Schonung überantwortete er sie dem jüdischen Gerichte,
als Störer der öffentlichen Ruhe, und als Feinde der wahren Reli-
gion. Viele derselben wurden gebunden und eingekerkert, Einige
getödtet, Andere gegeißelt, und zur Abschwörung des Christenthums
gezwungen. Der bloße Name Saulus war ein Schrecken unter den
Christen. —
Das Christenthum blieb nur kurze Zeit in den Gränzen von
Palästina eingeschlossen. Es kam bald in die angränzenden Gegen,
den, und insbesondere auch in die volkreiche Stadt Damaskus, die
Hauptstadt in Syrien. Paulus, der, wie die Apostelgeschichte be-
merkt, immer unersättlicher im Morden und Drohen gegen die Christen
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen