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144 Der heilige Apostel
welchen sich hier auch Lukas gesellte, nach Mazedonien, und endlich
nach Philippi, einer römischen Pflanzstadt, wo sie sich einige Tage
aufhielten, und nebst vielen Andern auch die Lydia, eine Purpurhand:
lerin aus Thyatira, bekehrten. Diese Neubekchrtc ließ mit Bitten
nicht nach, bis Paulus mit seinen Gefährten in ihrem Hause seine
Wohnung nahm. Hier, zu Philippi, hatte der Apostel eine betrü-
gerische Wahrsagerin zum Schweigen gebracht. Darüber wurden die
Herren derselben, weil sie, ihren Vortheil verloren hatten, so aufge-
bracht, daß sie ihn, und den Silas vor Gericht führten, und als
Unruhestifter anklagten. Die Etadtobersten ließen sie, ohne weitere
Untersuchung, mit Ruthen peitschen, dann in das Gefängniß werfen,
und in den Stock schlagen. Die heiligen Männer freuten sich, um
des Namens Jesu willen leiden zu können: betheten, und lobten Gott
mit lauter Stimme im Gefängnisse. Um Mitternacht entstand ein
Erdbeben, die Thüren des Kerkers öffneten sich, und die Fesseln der
Gefangenen sprangen los, so daß alle frei wurden. Der Kerkermei-
ster wachte auf, lief dem Gefängnisse zu, und als er die Thüre des:
selben offen sah, wollte er sich entleiben', weil er glaubte, daß die
Gefangenen entkommen seyen. Paulus rief ihm aber mit lauter
Stimme zu: »Füge dir kein Leid zu, denn wir sind noch alle hier!-
Zitternd fiel der Kerkermeister dem Paulus und Silas zu Füßen,
hörte ihren Unterricht, und wurde sammt allen seinen Hausgenossen
zu Jesus Christus ber'edrt. Mit liebevoller Sorge wusch er den hei-
ligen Männern die Striemen aus, und bewirthete sie. Des andern
Morgens schickten die Stadtvorsteher die Gerichtsdiener mit dem Auf:
trage, daß der Gefangcnwärter die Gefangenen entlassen solle; allein
Paulus sagte: „Sie haben uns öffentlich ohne vorhergehende Unter:
suchung, da wir doch Römer sind (die nach dem Gesetze nicht ge:
schlagen werden dürfen) mit Ruthen geschlagen, und uns in den
Kerker geworfen, und jetzt wollen sie uns heimlich hinausstoßen!
Nicht so, sondern sie sollen selbst kommen, und uns hinausführen."
Diese Rede des Paulus wurde den Stadtobersten hintcrbracht, wcl:
che sehr erschracken, da sie hörten, daß derselbe ein römischer Bürger
sey. Sie kamen, thaten den Gefangenen Abbitte, und führten sie
aus dem Kerker. — Nie sollen Obrigkeiten und Vorgesetzte ohne
genaue und unpartheiische Untersuchung über einen Menschen ein
Urtheil aussprcchen. Nie bloß den Ankläger, sondern immer auch
den Angeklagten hören. —
Auf seinen weitern apostolischen Reisen kam Paulus nach Thessa:
lonich, der Hauptstadt Mazedoniens; wurde aber aus dieser Stadt
von aufrührerischen Juden nach Beröa, und von da bald nach Athen
vertrieben. In dem weltberühmten Athen verkündigte er auf dem
öffentlichen Gerichtsplatze (Areopogus genannt) den ewig wahren
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen