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t 70 Der heilige Dnesimus, Schüler
der Liebe, und legte sie bei Gott auf die größten Zinse an. Durch
sein Ansehen, das er unter seinen Mitbürgern genoß, schützte und
beförderte er sehr eifrig das Christenthum und die neue Christenge:
mcinde, und erlangte dadurch einen Ru'om, welcher mit unauslösch:
lichen Buchstaben selbst im Himmel angeschrieben wurde.
Philemon hatte einen Sklaven, der Oncsimus hieß, und ein
Heide aus Phrngien war. Dieser verübte bei seinem Herrn einen
Diebstahl, und ergriff die Flucht. Glücklicherweise kam er nach
Rom, und traf da durch besondere Fügung Gottes den gefangenen
Paulus an. Paulus kannte ihn, weil er ihn in dem Hause des
Philcmon gesehen hatte. Mit liebevollem Ernste hielt er ihm das
Unrecht seines Diebstahls und seiner Flucht vor. Gott lenkte das
Herz des Oncsimus, daß die Worte des Apostels Eingang fanden.
Paulus vcrdovvelte seinen Eifer, und hatte bald die unaussprechliche
Freude, ihn für das Christenthum zu gewinnen. Der Ncubckehrte
hing mit zärtlicher Liebe an seinen Lehrer, und zeichnete sich als
ein eifriger Christ bald so rühmlich aus, daß er dem Apostel in der
Verkündigung des Evangeliums sehr vortheilhaft an die Hand gehen,
und ihm während der Gefangenschaft wichtige Dienste thun konnte.
Gerne hätte ihn deßwegen Paulus bei sich behalten; er wollte es
aber ohne Einwilligung dessen, dem er zugehö'rte, nicht thun; er
schickte ihn deßwegen an den Philemon zurück, mit einem Empfeh-
lungsschreiben, in welchem er um die ungestrafte Aufnahme desselben
bittet. Dieses Schreiben des großen Paulus ist so zärtlich und rüh:
rend, daß es als Beweis der großen, liebevollen Seele des Apostels
wörtlich hier stehen soll. Wer lieben lernen will, der lese, was
hier die Liebe schreibt:
der um Cln'isii willen Fesseln trägt, und der Bruder
wünschen dem lieben Philemon, unserm Mitarbeiter, und
der Appia, unserer lieben Schwester, und dem Archippus, unserm
Mitstreiter, und der ganzen Kirche, die in deinem Hause versammelt
ist, Gnade und Friede von Gott unserm Vater und von Jesus Chri-
stus dem Herrn. Indem ich deiner in allen meinen Gebethen er:
wähne, so gibt es immer etwas, deinetwegen meinem Gott zu
danken. Denn ich höre so viel von deinem Glauben an Jesum,
den Herrn, und von deiner Liebe gegen alle Heiligen; ich höre, wie
der Glaube, den wir miteinander gemein haben, durch die Erkenntniß
alles Guten, das ihr bei Jesus Christus habet, immer neue Kraft
gewinne. Gewiß, deine Liebe macht mir Freude und Trost, weil
die Heiligen durch dich, lieber Bruder, so viel Herzcnser^uickung
und leibliches Wohlstnn gefunden haben. Deßwegen hätte ich Herz
und Muth genug, im Namen Jesu Christi dir zu gebieten, was du
thun solltest. Allein ich will dich doch lieber ermähnen in aller Liebe,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen