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18. Februar. izi
ihre Ungerechtigkeit, die sie an seinem Bruder, dem heiligen
durch den zugefügten Martertod verübt hatten, sehr nachdrücklich vor,
und sie getrauten sich nicht, ihm deßwegen entgegen zu stehen, oder
etwas gegen ihn vorzunehmen. — Der wahren Rcchtschaffenheit
kann selbst der Gottlose seine Hochachtung nicht versagen.
Simeon war ein Jünger Jesu, und dessen getreuer Anhänger.
Er hatte die Lehre des Reiches Gottes unmittelbar aus dem Munde
des göttlichen Lehrmeisters selbst empfangen, und die großen wunder:
baren Werke desselben gesehen; er konnte daher, wie die Apostel,
sagen: „Ich verkünde das, was ich mit eigenen Augen und Ohren
gesehen und gehört habe." Mit inniger Liebe hing er an Jesu, so
lange dieser auf Erden wandelte, und nach dessen Himmelfahrt
widmete er sich gan; der Verbreitung des göttlichen Evangeliums,
welches er theils in Jerusalem, theils in andern Gegenden des Juden:
landes verkündete. Als Bischof zu Jerusalem war er der gute Hirt,
ganz nach dem Vorbilde des göttlichen Hirten Jesus Christus. Eine
schwere Last von Sorgen, Arbeiten und Leiden lag auf seinen Schul:
tern, und er trug sie mit dem standhaftesten Muthe, gestärkt von
der Liebe zu seinem göttlichen Meister und zu seiner gläubigen Hecrde.
Sehr groß waren die Drangsale, denen die Christen zur Zeit des
schrecklichen jüdischen Krieges ausgesetzt waren; aber nicht weniger
groß war auch die Anstrengung, mit welcher der heilige Bischof
seinen bedrängten Schafen Trost, Muth und Standhaftigkeit einzu:
sprechen, und Hilfe und Sicherheit zu verschaffen bemüht war. Es
ist wahrscheinlich, daß der heilige Simeon während der Zeit der
jammervollen Belagerung und der schrecklichen Zerstörung der Stadt
Jerusalem mit seiner christlichen Hcerde in dem Städtchen Pclla,
jenseits des Jordans, in Sicherheit gewesen sey. Jesus selbst hatte
in der merkwürdigen Weissagung, bei Matth. am 24. Kapitel, be-
fohlen, daß, wer dem Jammer entkommen wolle, die Stadt ver:
lassen müsse.
Nach der Zerstörung der Stadt Jerusalem kehrte der heilige
Bischof mit seinen Gläubigen dahin wieder zurück, und auf den
Trümmern des Iudenthums blühte die christliche Kirche wieder glän-
zend empor. Gott verherrlichte sie durch viele und große Wunder:
werke, durch welche die Gläubigen gestärkt, und viele der Ungläu:
bigen bekehrt wurden. Mit kluger Vatersorge bewahrte der heilige
Simeon seine Kirche vor jeder falschen Lehre, und mit festem Muthe
setzte er sich den Irrlehren entgegen. Ein gewisser Thebutius versuchte,
wie Eusebius erzählt, aus Verdruß, daß nicht er selbst, statt des
Simeon, zum Bischöfe zu Jerusalem erwählt worden war, verschie-
dene Irrthümer unter den Gläubigen zu verbreiten; allein die wach-
same Sorge des frommen Hirten verhinderte das Aufkommen dieses
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen