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196 Die heilige Veronika.
kannt machen. Auf diese Weise kann uns der Heilige selbst zu einem
Vorbilde dienen. Hat unser Namcnshcilige in andern Lebensverhält-
nissen gelebt, als in welchen wir leben, und köinn'n wir also nicht
in jeder besondern Tugend und Vollkommenheit ihm nachahmen, so
werden uns doch die allgemeinen Tugenden — sein Glaube und seine
Liebe, sein Vertrauen und seine Geduld/ seine Demuth und seine
Ergebung, sein Bußcifer und sein Eifer, vollkommener ;u werden,
seine Berufstreue, und sein Ausharren im Guten zur Nacheiftrung
erwecken.
„Seyd unsere Nachfolger, rufen uns die heiligen Namenspatrone
zu, gleichwie wir Nachfolger Christi gewesen sind." 1 Cor. 4, 16.
Die Kirche gibt endlich einem Jeden einen Namcnshciligen, da-
mit er an ihm einen Schutzpatron und bestimmten Fürsprecher bei
Gott habe. Auf diese Weise unterhält die Kirche bei ihren Kindern
eine heilige Gemeinschaft; sie sieht mit Freuden, wie ihre Erstgebor-
nen zum glückseligen Ziele des himmlischen Vaterlandes gelangt sind,
und rechnet mit Grund auf ihre Liebe, vermöge welcher sie sich durch
Fürsprache bei Gott und liebevolle Sorge derjenigen annehmen,
die hier auf Erde noch im Kampfe sind, und deren Heil folglich
noch nicht gesichert ist. Der ewige Vater der Liebe kann auf solche
Liebe seiner Kinder nicht anders als mit dem größten Wohlgefallen
sehen. — So erinnert uns also unser Name auch daran, daß wir
einen besondern Beschützer und Fürsprecher bei Gott haben, und
ermuntert uns, vertrauensvoll um diese Fürsprache unsern Namcns-
patron anzurufen, in der Erwartung, daß unser Vertrauen nicht
fruchtlos seyn werde. —
Der von der Kirche alle Jahre gefeierte Gedächtnißtag des Hei-
ligen, dessen Namen wir haben, heißt unser Namenstag, und sehr
viele zeichnen ihn vor andern Tagen als einen besondern Festtag für
sich aus. Wie sehr ist es aber zu bedauern, daß dieses mehr in
körperlicher, als geistiger Hinsicht geschieht. Würden doch Namens-
feste weniger körperlich, und mehr geistig genossen und zum Vortheile
des edlern Lebens der Seele gefeiert! Es ließe sich so leicht eine
äußerliche anständige Feier der allerdings merkwürdigen Namenstage
mit einer edlern, innern, welche das Wachsthum der Tugend beför-
derte, verbinden. Wir sollten nur die christliche Absicht solcher Tage
nicht vergessen, und wir könnten uns die Feier derselben eben so ehr-
würdig als freudenvoll machen. — Fast immer sind es, besonders
bei den Vornehmern und Reichen kostspielige Mahlzeiten, zahlreiche
und wohlbesetzte Tafeln, Zeit und Geld fressende Spiele, unzcitige
und muthwillige Unterhaltungen, was man wählt, um seinen Na-
menstag, wie man meint, recht festlich und feierlich zu begehen.
Die Leute dieser Art scheinen nicht zu glauben, daß man sich auf
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen