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200 Der heilige Alexander, Papst und Marttuvr.
Güter, sein Amt, und sogar sein Leben auf das Spiel setze, und
daß er so thöricht sey, zu glauben, daß auf dieses Leben noch ein
anderes folge, da doch der menschliche Körper so in Staub vernich-
tct werde, daß keine Spur, selbst der Gebeine mehr übrig bleibe.
Hermes aber erklärte ihm, daß er gerne seine irdischen Ehrcnstcllcn
mit einer weit höhern Würde, seine irdischen Güter mit den erhabe-
nen himmlischen, und dieses Eldcnleben mit der Hoffnung eines
ewigen verwechsle. Er gestand offenherzig, daß er früher auch selbst
über den Glauben eines künftigen Lebens, als über eine abergläu-
bische Thorheit, gelacht habe, aber eines Bessern belehrt worden sey,
durch den heiligen Bischof Alexander, der jetzt ebenfalls im Gefäng-
nisse liege. Kaum hatte Quirin den Namen Alexander gehört, als
er in ungehaltenen Eifer gcricth, den heiligen Bischof einen Zaube-
rer nannte, der durch seine Zaubereien (so nannten die Heiden die
Wunderwerke, die sie nicht läugnen konnten), sich selbst und Andere
bethöre. Er redete dem Hermes mit heftigem Nachdrucke zu, daß
er ja doch seine Gesinnung ändern, vom Bekenntnisse des Christen-
thums abstehen, und dadurch sein Amt, seine Güter, seine Familie
und sein Leben erhalten solle. Endlich sprach er: „Wenn dieser
elende Mensch (er meinte den Alexander), der jetzt gefesselt in der
Finsterniß des Gefängnisses schmachtet, und wohl bald verbrennt
werden wird, wirklich Wunderdinge kann; so soll er dich, und auch
sich selbst von den Banden, und aus dem Gefängnisse befreien! Her-
mes bemühte sich, den Quirin zu überzeugen, daß die Wunderwerke,
die Alexander wirkte, nicht die Wirkungen geheimer Zauberkünste,
sondern Werke der Allmacht des einzig wahren Gottes seyen, den
die Christen verehren. Darauf erklärte Quirln, daß er dieses glau-
ben, und sich selbst zum Lhristenthume bekennen wolle, wenn durch
ein solches Wunderwerk entweder Alexander aus seinem Gefängnisse
in das Gefängniß des Hermes, oder dieser zu jenem, ohne mensch-
liche Dazwischcnkunft kommen werde. ?,Es soll geschehen!" sprach
Hermes im vollen Vertrauen auf die Hilfe des Allmächtigen. O.ui-
rinus ging jetzt in das Gefängniß des Alexander, und entdeckte die-
sem, was verabredet worden sey. Der heilige Bischof stimmte ein.
Der Hauptmann vermehrte aber jetzt die Fesseln desselben um das
dreifache, und verstärkte auch eben so die Wachen des Gefängnisses.
Im vertrauensvollen Gebethe wandte sich Alexander zum Himmel,
und sichte, daß Gott seinen heiligen Namen verherrlichen wolle.
Sein Gebeth ward erhört. Es war Nacht geworden, und ein En-
gel des Herrn trat in's Gefängniß, die Fesseln fielen weg von den
Händen und Füßen des heiligen Märtyrers, und der Engel führte
ihn durch die Wachen hindurch, in das Haus des Quirinus, in
welchem Hermes gesanglich bewachet wurde. So hatte der Engel
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen