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218 Der heilige Polykarftus, Bischof und Märtyrer.
Stadt nicht weit entlegenes Landgütchen, wo er mit einigen Weni-
gen nichts anders that, als Tag und Nacht für Alle bethen, und
für die in der Welt zerstreuten Kirchen, wie cr's immer in seiner
Gewohnheit hatte. Als er so bethete, hatte er, drei Tage bevor er
ergriffen wurde, ein Gesicht. Er sah sein Kopfkissen verbrennen.
Da wandte er sich zu denen, die bei ihm waren, und sprach, weift
sagend, zu ihnen: ,.Ich soll lebendig verbrannt werden." Als ihm
seine Aufspürer nahe waren, begab er sich auf ein anderes Landgut.
Jene kamen, fanden ihn nicht, ergriffen aber zwei Knechte, deren
einer unter der Folter ihn angab. Da seine Angeber Hausgenossen
waren, so konnte er unmöglich verborgen bleiben. Der Friedens-,
richt«, Hcrodes, wünschte sehr, ihn bald in's Amphitheater (den
Ort der öffentlichen Spiele) einzuführen, ihn, dem ein Mitgenosse
Christi zu werden, seinen Verräthern hingegen die Strafe des Judas
bestimmt war.
Geführt von einem Knaben machten sich die Schergen und
Landrciter auf zur Zeit des Nachtmahls, an einem Freitage, mit
ihren gewöhnlichen Waffen, als zögen sie aus gegen einen Räuber.
Spät des Abends überfielen sie ihn, und fanden ihn in einem obern
Zimmer des Hauses. Von dort hätte er in ein anderes Landgut
entfliehen könncn, er wollte aber nicht, und sprach: ,.,Der Wille des
Herrn geschehe!" Und als er jene Leute unten sprechen hörte, stieg
er hinab, und redete mit ihnen. Sie wunderten sich über sein hohes
Alter nicht wcniger, als über seinen freudigen Muth, und Einige
sagten: „Bedürfte es wohl solcher Eile, um einen Greisen, wie die-
ser ist, zu ergreifen?" Polykarpus gab sogleich Befehl, ihnen Speise
und Trank vorzusetzen, soviel sie verlangten, bat sich aber von ihnen
eine Stunde aus, in der er ungestört bethen wollte. Als sie ihm
diese gewährt hatten, bethete er stehend, voll der Gnade Gottes, so
daß er zwei Stunden lang nicht aufhörte. Die Zuhörenden staun:
ten, und viele bereuten es, ausgezogen zu seyn wider einen so gott:
seligen Greisen.
Nach vollbrachtem Gebethe, in welchem er Aller erwähnt hatte,
mit denen er jc zusammen getroffen war, der Kleinen und der Gro-
ßen, der Berühmten und der Unbcrühmten, auch der ganzen auf der
Erde wohnenden katholischen Kirche, setzten sie ihn, als die Stunde
des Abzuges gekommen war, auf einen Esel, und führten ihn in
die Stadt, am großen Samstage. Es kam ihm entgegen der Frie-
densrichter Herodes mit seinem Vater Niketes, in einem Fuhrwerke.
Sie nahmen ihn zu sich, und redeten ihm zu, da sie bei ihm saßen:
„Was ist es denn arges, den Kaiser Herrn zu nennen, Weihrauch
zu streuen, und so dich zu retten?" Anfangs antwortete er ihnen
nichts; als sie aber nicht aufhörten, in ihn zu dringen, sagt? er
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen