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Am 2. Juni. 233
Nicht alle der eingcfangcnen Christen waren stark und vorbe-
reitet genug zu einem so schweren Kampfe. Zehn derselben ließen
sich durch die schon erlittenen Martern, und durch die Furcht, noch
mehrere und grausamere leiden zu muffen, verleiten, den Glauben
an Jesum Christum zu verläugnen. Dieses verursachte allen Andern
die bittersten Schmerzen, und setzte sie in die tiefste Trauer. Einige
der Christen waren bisher der gewaltsamen Ergreifung entgangen,
und noch frei. Diese wendeten ihre Freiheit einzig dazu an, den
gefangenen Märtyrern Hilfe und Trost zu verschaffen; sie scheuten
dabei die Gefahr des eigenen Lebens nicht, und bereiteten sich auch
selbst auf alle mögliche Weise zum Kampfe vor. Alle, die Gefangenen
und die Freien, standen in der bangsten Besorgniß, daß vielleicht
noch mehrere dem Kampfe unterliegen, und den Glauben an Jesum
Christum verläugncn möchten; deßwegen munterten sie einander ohne
Unterlaß zur Standhaftigkeit im Bekenntnisse auf, und verharrten
Tag und Nacht im Gebethe. Täglich wurden mehrere, und wieder
mehrere Christen ergriffen, und in die Gefängnisse geschleppt, so,
daß jetzt bald Alle, besonders die Ansehnlichsten und die Anführer
und Vorsteher der christlichen Gemeinde sowohl zu Vienne, als zu
Lyon in Fesseln lagen. Mit den Christen wurden, auf Befehl des
Statthalters, auch die Dienstleute derselben, welche Heiden waren,
ergriffen, und in die Gefängniffe geworfen. Diese aus Furcht, daß
die Martern, welche sie den Christen anthun sahen, auch sie treffen
werden, und aufgehetzt durch die heidnischen Soldaten, klagten die
Christen fälschlicherweise der Blutschande, des Genusses von Mcnschen-
sicisch und anderer Schandthaten an, welche nicht einmal genannt
werden dürfen. Solche verleumderische Anklagen wurden allgemein
verbreitet, und dadurch das heidnische Volk in die rasendste Wuth
gegen die Christen gebracht. Selbst jene aus den Heiden, die bisher
menschenfreundlicher gegen die Anhänger Jesu gesinnt waren) wurden
durch die verbreiteten Verleumdungen aufs Höchste erbittert, und es
ging jetzt der Ausspruch des Herrn nur zu sehr in Erfüllung: „Es
wird die Zeit kommen, wo jeder, der euch tödtet, glauben wird,
cin Gott gefälliges Werk zu thun." (Ioh. 16, 2.) Von jetzt an
wurden die heiligen Märtyrer mit solchen Martern gepeinigct, deren
Grausamkeit sich gar nicht beschreiben läßt; durch dieselben sollten
sie bewogen werden, das cinzugcsteycn, was die gottlose Verleum-
dung gegen sie ausgestreut hatte.
Mehr als gegen alle Andere tobte die grausame Wuth des
Richters, des Volkes, und der Soldaten gegen die im Gefängnisse
schmachtenden Sanctus, — Maturus, — Attalus, — Blandina.
Sanctus war zu Wiennc geboren, und jetzt Diakon zu Lyon.
Maturus hatte sich erst neulich zum Christenthume bekehrt, zeigte
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen