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234 Die heiligen Märtyrer von Viennc und Lyon.
sich aber do'ch als einen ausgezeichneten Kämpfn- Christi. Attalu5,
gebürtig aus Pergamus, eincr berühmten Stadt in Asien, war schon
seit langer Zeit eine vorzügliche Stütze der Christengemeinde zu Lyon.
Blandina, eine Dienstmagd, zeigte vor den Uebrigen, daß Gott oft
die Schwachen auserwahlc, um die Kraft des Glaubens und seiner
Gnade desto glänzender zu zeigen. Diese Christin war von schwach:
licher Lcibesbcschaffcnhcit, weßwegen alle christliche Kämpfer, vorzüg:
lich ihre Frau, die auch unter der Zahl der Märtyrer war, in der
bangsten Bcsorgniß standen, daß dieselbe durch die Grausamkeit der
Peinen überwunden, und in dem standhaften Bekenntnisse wankend
werden möchte. Allein Blandina wurde von Gott zum bewunde-
rungswürdigen Hcloenmuthe gestärkt. Vom frühen Morgen bis zum
späten Abende wurden alle nur erdenklichen Gattungen der Martern
an ihr versucht. War einer der Peiniger ermüdet, so trat ein ande-
rer mit neuer Wuth an seine Stelle. Der Leib der Martyrin war
schrecklich zerrissen, und alle Theile desselben auf die schmerzlichste
Weise verwundet. Die Peiniger erlagen, und bekannten selbst, daß
sie keine Martern mehr ausfindig zu machen wüßten, durch welche
sie die Etandhaftigkeit der christlichen Heldin überwinden zu können
hoffen dürsten, worüber sie um so mehr erstaunten, da sie geglaubt
hatten, daß eine so schwache Person nicht eine einzige der ange-
thanen Peinen überleben würde. Wären sie nicht verblendet gewesen,
so hätten sie gerade daraus die große Macht des wahren Gottes der
Christen erkennen müssen!
Die standhafte Kämpferin erhielt durch das Bekenntniß Jesu
Christi jedesmal wieder neue Kräfte. Es war ihr mitten in den
größten Pcincn Erquickung, sie vergaß die Schmerzen, und fand
sich in ihrem Gemüthe ganz erheitert, wenn sie das laute Bekenntniß
wiederholte: „Ich bin Christin. Es wird unter den Christen keine
der Lastcrthatcn verübet, deren man sie beschuldiget."
Der Diakon Sanctus wurde noch unmenschlicher, als die heilige
Blandina gemartert. Was nur die wildeste Wuth ersinnen konnte,
wurde an ihm vollzogen. Durch so grausame Peinigung wollte man
ihn verleiten, daß er im Uebermaße der Schmerzen etwas für die
Christen Nachtheiliges eingcstehen sollte. Allein seine Standhaftigkcit
war so unerschütterlich, daß durch alle Martern nicht einmal das
Bekenntniß seines Namens und seines Vaterlandes erpreßt werden
konnte. Kein anderes Wort wurde aus seinem Munde gehört, als:
„Ich bin ein Christ." Darüber wurde die Erbitterung des Richters
sowohl, als der Peiniger aus's Höchste gebracht. Nachdem alle nur
erdenklichen Martern an ihm vollzogen waren, so kam nun die grau-
same Wuth der Peiniger auf den Gedanken, kupferne Platten glühend
zu machen, und dieselben an den empfindlichen Theilen seines Leibes
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen