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236 Die heiligen Märtyrer von Vienne und Lyon.
Da die heidnischen Tyrannen durch alle bisher ersonnenen Mar-
tern nicht im Stande waren, den standhaften Muth der christlichen
Märtyrer zu schwächen, so ersann ihre grausame Raserei neue, furch:
tcrliche Qualen. Sie warfen dieselben in ein tiefes, schauerliches
Gefängniß, streckten die Glieder derselben auf die gewaltsamste Weise
auseinander, schlössen sie in hölzerne Blöcke ein, und ließen sie so
liegen. Viele unterlagen den Schmerzen, und gaben ihren Geist
auf; Andere, ungeachtet sie so mißhandelt waren, daß alle Hilfe,
ihr Leben zu retten, unmöglich schien, wurden, von aller N
Hilfe verlassen, durch Gottes Macht erhalten, und von dem ^
gestärkt, daß sie den Uebrigen Trost und Muth einsprachen; nicht
Wenige, welche bisher noch keine andern Martern überstanden hat-
ten, starben einzig durch die grausame Behandlung im Gefängnisse.
Unter denen, welche im Gefängnisse starben, war auch der heilige
Photinus war Bischof zu Lyon, schon über 90 Jahre alt, und
so schwach und krank, daß er kaum noch zu athmen vermochte.
Durch seinen Eifer für Christo und durch die Begierde zur Marter-
kröne wurde er gestärkt. Gott erhielt ihm das bereits auslöschende
Leben noch, damit Christus durch ihn verherrlichet, und die Christen
in ihrem Bekenntnisse befestiget würden. Der ehrwürdige Greis wurde
auf Befehl der Stadtobrigkeit ergriffen, und von den Soldaten
vor den Richtcrstuhl des Landpsiegers hingeschleppt. Das Volk
drängte sich von allen Seiten herzu, und sticß die schändlichsten
Lästerungen gegen ihn aus. Mit unerschrockenem Muthe bekannte
er, daß er Christ sey, und als er von dem Landpfleger gefragt
wurde: wer der Gott der Christen wäre? antwortete er: „Wenn du
es würdig wärest, würdest du Ihn erkennen!" Hierauf wurde er
wieder weggeschleppt, und ohne alle Schonung gequält. Die zunächst
um ihn waren, stießen ihn mit den Füßen, und schlugen mit den
Fäusten auf ihn los; die weiter Entfernten warfen, was sie in die
Hände brachten, nach ihm. Niemand hatte Ehrfurcht für sein ehr-
würdiges Altcr, vielmehr schien jeder zu glauben, daß er Schande
davon hätte, oder strafbar wäre, wenn er ihm nicht eine Beleidigung
zufügen würde. Alle glaubten nämlich, auf diese Weise die Ehre
ihrer falschen Götter zu rächen. Kaum noch athmend wurde der
ehrwürdige Greis in das Gefängniß gebracht, in welchem er nach
zwei Tagen starb.
In dem Gefängnisse der heiligen Märtyrer und Bckenncr be-
fanden sich auch die, welche, da sie ergriffen wurden, den Glauben
an Jesum Christum vcrläugnct hatten. In dieser Verfolgung half
die Verläugnung des Glaubens nichts. Wer immer als Christ an-
gegeben war, wurde ergriffen, gefangen genommen, und gcpeiniget.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen