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Am 2. Juni. 237
Jene, welche Christum bekannten, wurden dieses Bekenntnisses wegen
verfolgt, ohne eines andern Verbrechens beschuldiget zu werden.
Welche aber den Glauben an Jesus Christus vcrläugnctcn, wurden
dcffen ungeachtet der gleichen Verfolgung und den nämlichen Peinen
preis gegeben, weil man sie des Menschenmordes und anderer Laster,
die sie als Christen begangen hätten, beschuldigte. Der Zustand jener
Ersten und' dieser Letztern war indessen sehr verschieden. Diese hatten
nicht nur die grausamsten Martern von der Wuth der heidnischen
Verfolger, sondern über das noch die schmelzendsten Vorwürfe ihres
Gewissens zu dulden; da hingegen jene durch die Freude des Marter-
thums, durch die Hoffnung der unsterblichen Marterkrone, durch die
Liebe zu Jesu Christo, den sie bekannten, und durch den Geist Got-
tes, der mit ihnen war, in ihren Peinen ungemein erleichtert wur-
den. Diese Verschiedenheit zeigte sich sehr sichtbar auf allen Ge-
sichtern. Aus den Gesichtern derjenigen, welche Jesum Christum
standhaft bekannten, leuchtete Heiterkeit und eine, gleichsam himm-
lische Klarheit hervor, und die Fesseln schienen mehr eine glänzende
Zierde, als eine entehrende Last für sie zu seyn; da hingegen die
Gesichter der Abtrünnigen traurig und niedergeschlagen waren, und
eine Muthlosigkeit verriethen, über welche ihnen selbst die Heiden
bittere Vorwürfe machten. Viele Christen wurden durch diesen An-
blick im Glauben mächtig gestärkt.
Die christlichen Märtyrer wurden nun sür verschiedene Todesarten
eingetheilt, als sollten sie gleichsam eine Krone von den verschiedensten
Gattungen der Blumen, und von mancherlei Farben sich verschaffen.
Der grausame Richter wollte dem nicht weniger grausamen Volke
ein angenehmes Schauspiel geben. Er ließ deßwegen vier von den
gefangenen und gemarterten Christen, nämlich: den Sanctus, Ma-
turus, den Attalus und die Blandina auf den öffentlichen Kampf-
platz, welcher das Amphitheater genannt wurde, führen. An Sanc-
tutz und Maturus wurden alle erdenklichen Martern, als hätten sie
bisher noch nichts gelitten, mit unbeschreiblicher Wuth wiederholt.
Sie wurden von den wilden Thieren auf die schauerlichste Weise
herumgerissen, und mußten Alles leiden, was bald da, bald dort
ein rasender Volkshaufe mit ungestümem Geschrei verlangte. Die
unmenschlichste Marter war ein eiserner Stuhl, auf welchen die stand-
haften Kämpfer gesetzt wurden. Unter diesen Stuhl wurde ein starkes
Feuer gemacht, und die heiligen Märtyrer so gebraten und verbrannt,
daß selbst den wilden Zuschauern der widerliche Geruch des verbrann:
ten Fleisches sehr lästig wurde. Allein die grausame Wuth ließ deß-
wegen doch nicht nach, sondern wurde nur noch vermehrt. Der heilige
Sanctus ließ unter allen diesen Peinen keine andern Worte von sich
hören, als die er im Anfange seiner Marter ausgesprochen hatte: .,Ich
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen