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2. Juni. 239
sich unter der mächtigen Hand Gottes, entschuldigten liebevoll ihre
Verfolger, verdammten Keinen, sondern betheten für Alle. Das dunkle
Gefängniß war der Ort der innigsten Verehrung und Anbethung
Gottes, der zärtlichsten Liebe und der vollkommensten Ergebung in
den Willen des Allerhöchsten. Sie schrieben mehrere Briefe aus dem
Gefängnisse, in welchen sie aber nicht für sich selbst, sondern nur
für die Ehre Jesu Christi, für den Ruhm des Kreuzes und für das
Wohl der christlichen Kirche sprachen.
Die Antwort des Kaisers war nun angekommen, und befahl,
daß jene, welche auf dem Bekenntnisse des Christenthums standhaft
bleiben, getödtet; jene aber, welche den christlichen Glauben verlassen
würden, in Freiheit gesetzt werde,n sollten. Es war, eben die Zcit
der öffentlichen Spiele, zu welchen unzählige Menschen aus allen
Theilen des Landes zusammen kamen. Eines Tages ließ nun der
Landpflcgcr alle Christm aus dmi Gefängnisse vor den öffentlichen
Richterstuhl, im Angesichte einer ungeheuren Volksmenge, vorsüln'cn,
und fragte jeden einzeln um das Bekenntniß seines Glaubens. Wel-
che römische Bürger waren, wurden enthauptet, und die Andern zum
Kampfe mit den wilden Thieren verurtheilt. Jene, welche früher
schon den Glauben verläugnet hatten, wollte der Richter entlassen;
aber wie erstaunte er, und mit ihm das anwesende Volk, als auch
diese mit großer Reue ihre Verläugnung widerriefen, und nun laut
und standhaft den Glauben an Jesum Christum bekannten. Auch
diese wurden jetzt zum Martertode vcrurthcilt. Nur wenige, in wel-
chen nie ein lebendiger Glaube gewohnt, und welche früher schon
durch ihren schlechten Lebenswandel dem Christenthume Schande ge-
macht hatten, blieben bei ihrer Vcrläugnung, und erkauften oas
Leben des Leibes durch den Verlust ihrer unsterblichen Seele.
Nicht ferne von den Christen, welche vor dem Richterstuhle
waren, stand ein gewisser Alexander, aus Phrygien in Asien gebürtig,
der sich aber schon seit langer Zeit als Arzt in Gallien aufhielt, und
auch ein eifriger Anhänger und Verbreiter des christlichen Glaubens
war. Die Christen alle kannten ihn als Solchen, und schätzten ihn
seines apostolischen Eifers wegen sehr hoch. Dieser munterte durch
Zeichen und Gebärden die vor den Richtcrstuhl gestellten Christen
zum standhaften Bekenntnisse des Glaubens mit solchem Eifer auf,
daß es von allcn Umstehenden beobachtet wurde. Das Volk war
darüber sehr erbittert, daß jetzt viele, welche vorher das Christenthum
uerläugnet hatten, Jesum Christum bekannten, und da es glaubte,
daß die Bemühung Alexanders daran Ursache sey, so erhob es ein
lärmendes Geschrei gegen ihn. Der Richter wandte sich nach ihm,
fragte ihn: wer er sey? und auf die Antwort: „Ich bin ein Christ!"
verurtheilte er ihn voll Erbitterung, von den wilden Thieren zerrissen
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen