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240 Die heiligen Märtyrer von Viennc und
zu werden. Am nächsten Tage wurde Alexander und mit ihm auch
Attalus, zur großen Freude des unmenschlichen Volkes, auf den
Kampfplatz gebracht. Nachdem alle Gattungen der grausamsten Mar-
trrü an ihnen vollzogen waren, wurden sie gewaltsam gctödtet. Ale:
xandcr sprach kein Wort, und ließ auch nicht den leisesten Laut über
die Empfindungen der grausamen Pcinen von sich kommen, sondern
war in seinem Innersten ganz mit Gott beschäftigt. Attalus, als
er auf dem glühenden eisernen Stuhle saß, und der üble Geruch des
verbrennenden Fleisches sich ringsumher verbreitete, sprach zu dem
Volke: „Das, was ihr jetzt thut, heißt Menschen fn-ffcn; wir
Christen aber effcn kein Menschenfleisch, noch lassen wir uns andcre
Lasterthaten zu Schulden kommen." Er wurde gefragt: wie sein
Gott heiße? und er antwortete: „Gott hat keinen Namen, wie wir
sterbliche Menschen'/'
Am letzten Tage der öffentlichen Schauspiele, nachdem alle
anderen christlichen Märtyrer und Bekenner getödtet waren, wurde
Blandina, und mit ihr ein Jüngling von 15 Jahren, welcher Pan-
tikus hieß, vorgeführt. Beide hatten auch die vorigen Tage alle
Martern und gewaltsame Todesarten der Christen mitansehen muffen,
während dessen sie öfters unter Versprechungen und Drohungen auf-
gcfodert wurden, daß sie den Glauben an Jesum Christum verlassen,
und den heidnischen Göttern opfern sollten. Da sie aber, gestärkt
durch Gottes Gnade, standhaft in ihrem Bekenntnisse blieben, und
die heidnischen Götzen für niedrige Geschöpfe erklärten, entbrannte
die Wuth des Volkes so sehr, daß es kein Mitleiden mit dem zarten
Alter des Jünglings, und keine Schonung für das Geschlecht der
Blandina hatte. Es war keine Marter, welche diese christlichen Hel-
den jetzt nicht zu leiden hatten. Blandina munterte den Pantikus
fortwährend zur Standhaftigkeit auf, in welcher er auch hcldenmüthig
ausharrte, bis er endlich unter den Händen der grausamen Peiniger
den Geist aufgab. Endlich war Blandina allein noch übrig, einer
edlen Mutter gleich, welche, nachdem sie ihre Söhne zum Kampfe
entstammt, und dieselben als Sieger zum ewigen Könige vorangc-
schickt hatte, jetzt selbst noch einmal die Leidensbahn, welche jene
gegangen waren, durchging, und ihnen mit jubelnder Seele ^um
ewigen Gastmahle nacheilte. Nachdem sie durch die grausamsten
Peitschenhiebe geschlagen, von den wilden Thieren gewaltsam herum:
gerissen, und auf dem glühenden Sitze verbrannt und gebraten war,
wurde sie, mit einem Netze umschlungen, einem wilden Stiere vor-
geworfen, und von ihm getödtet. Sie war in diesem letzten Kampfe
ganz in Liebe zu Jesus Christus, und in die Hoffnung der ewigen
Herrlichkeit versunken, so daß sie kein Zeichen einer Empfindung von
sich gab. —
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen