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258 Die Heiligen, Perpetua und Felicitas.
kcnner im freudigen Vertrauen auf Gott, der im Kampfe ihnen den
Sieg, und nach dem Siege die Krone geben würde, zu befestigen.
Fclicitas war jetzt im achten Monate schwanger. Der Tag
der öffentlichen Spiele kam immer näher herzu. Bei Personen, die
in gesegneten Umständen waren, wartete man die Zeit der Entbin-
dung ab, ehe man sie zum Tode führte. Sie bekümmerte sich sehr,
daß sie nicht zugleich mit ihren Freunden die Martcrkrone erlangen
sollte, und auch diese bedauerten es: Drei Tage vor dem Kampfe
vereinigten sich alle in inbrünstigem Gebethe zu Gott. Das Gebeth
wurde erhört. Sie gebar ein Madchen, welches eine Schwester zur
Erziehung aufnahm. Während den Kindesnöthcn sagte einer der
Schergen zu Felicitas: „Wenn du ^tzt so jammerst, was wirst du
thun, wenn du den wilcen Thieren vorgeworfen werden wirst, die
du so gering achtetest, als du den Göttern zu opfern dich weigcr.
tcst?" Sie antwortete: „Was ich jetzt leide, das leide ich selbst;
dort aber wird ein Anderer in mir für mich leiden, weil ich für ihn
leiden soll." —
Am Tage vor ihrem Tode gab man ihnen das öffentliche Frei-
mahl, an welchem nach dem römischen Gebrauche alle, die mit den
Thieren kämpfen sollten, am Abende vorher gcspcisct wurden. Sie
verwandelten es, so gut sie konnten, in ein Liebesmahl. Das Volk
lief zahlreich herzu. Sie redeten frei mit demselben; erinnerten es
an die Gerichte Gottes, zeigten sich glücklich in ihrem Leiden, und
hielten den Angaffern ihre Neugierde vor. Satur sagte: „Der mor-
gige Tag genüget euch nicht, um uns zu sehen. Heute Freunde,
— Morgen Feinde! Schauet uns nur recht in's Angesicht, auf daß ihr
uns am Tage des Gerichtes erkennen möget'/- Erstaunt gingen
alle von den Gefangenen weg, und Viele wurden gläubig. Pu-
dens, der Befehlshaber über die Soldatcnwache, war es früher
schon geworden.
Am Tage des Marterkampfes gingen sie freudig auS dem Ge-
fängnisse hervor, in das Amphitheater (der Ort des Thierkampscs)
wie in den Himmel. Sie waren bewegt, aber nicht vor Schrecken,
sondern Freude leuchtete aus ihren Gesichtern hervor. Mit ruhiger
Miene, und mit züchtigem Anstande ging Perpetua einher, als eine
geliebte Braut Christi, ihres Gottes. Sie senkte ihren Blick zur
Erde, um ihn der Neugierde der Zuschauer zu entziehen. Felicitas
freute sich, noch zu rechter Zeit Mutter geworden zu seyn; denn auch
sie wurde jetzt mit den Andern zum Tode geführt.
Als sie zum Thore des Amphitheaters kamen, wollte man nach
römischem Gebrauche, die Männer mit einem Kleide der Priester des
Saturns, welches ein rother Mantel war, bekleiden, die Weiber aber
mit dem Gewände gewisser Frauen, die dem Dienste der Göttin Ce-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen