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280 Die Heiligen, Perpetua und Felicitas.
rem herrlichen Kampfe nicht als eine Klagende erscheinen. Nun
stand sie auf, und sah, daß auch Fclicitas durch einen Stoß der
Kuh auf den Boden geworfen sey; sie eilte hinzu, gab ihr die
Hand, und richtete sie auf. So standen sie nun Beide da. Das
Volk wurde zum Mitleiden bewegt, so, daß man sie keinen Thieren
mehr vorwarf, sondern auf eine andere Seite des Amphitheaters
führte. Hier ging der Diakon Rustikus zu Perpetua. C's war
ihr, als erwachte sie aus einem Traume. Sie sah um sich her,
und sagte zum Erstaunen Aller: „Ich weiß nicht, wcnn wir jener
wilden Kuh werden vorgeworfen werden." Und als man ihr er-
zählte , was geschehen sey, glaubte sie es nicht, bis sie an ihrem
Leibe, und an ihrem Kleide die Spuren davon bemerkte, und den
Rustikus erkannte. — „Wo war sie, fragt der heilige Augustin, als
sie von einem wüthenden Thiere angefallen und verwundet wurde,
ohne dessen Stöße zu empfinden? Und wo war sie, als sie nach
so hartem Kampfe fragte, wann der Kampf angehen würde? Was
schaute sie, als sie das nicht sah, was alle Andere sahen? Was
empfand sie, um einen so heftigen Schmerz nicht zu empfinden?
Durch welche Liebe, durch welchen Anblick, durch welchen Trank war
sie so entzückt worden, und wie göttlich trunken in sterblichem
Lcibe?" — Perpetua ricf nun ihren Bruder herbei; und sagte zu-
gleich ihm und dem Rustikus: „Stehet fest in dem Glauben, liebet
euch alle einander, und nehmet keinen Anstoß an unsern Leiden."
Auf der andern Seite des Amphitheaters stand Satur, den
weder der Eber verletzt hatte, noch der Bär. „Hier bin ich, sagte
er zu Pudens, wie ich vorher gesagt habe, von keinem Thiere noch
verwundet. Wohlan, glaube von ganzem Herzen. Ich gehe nun
dorthin, und werde durch einen Biß des Leopards vollendet werden."
So geschah es. Ein Leopard siel ihn so grimmig an, daß er nach
einem einzigen Bisse mit Blut bedeckt war. Er wandte sich gegen
Pudens und sagte: „Lebe wohl, sey eingeben^ meines Glaubens!
Was jetzt an mir geschehen ist, muß dich nicht zaghaft machen, son-
dern befestigen." Er ließ sich von Pudens den Ring reichen, tauchte
ihn in sein Blut, und gab ihn zurück als ein Andenken seiner Mar-
ter. Darauf fiel er hin auf dcn Ort, an welchem man den todt:
lich Verwundeten den Todesstoß zu geben pflegte. Also starb Sa:
tur zuerst, wie Perpetua im Gesichte gesehen hatte, daß er die Lei-
ter zuerst ersteige.
Das Volk verlangte nun, daß die Uebrigen vorgeführt wür-
den, um zu schen, wie sie den Todesstoß empfingen. Die heiligen
Bekenner gaben sich den Kuß des Friedens, und gingen dann hin,
wo das Volk sie erwartete. Sie nahmen den Todesstich auf, ohne
sich zu bewegen, ohne einen Laut von sich zu geben, außer Perpe-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen