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Am 28. Juni. 263
die Wahrheit. Darum, welche nicht Theil haben an ihm, die wer-
den weder von der Mutter (der Kirche) zum Leben genährt, noch
auch erhalten sie von Christus den lebendigen lautern Quell, son-
dern graben sich selbst Brunnen, die gespalten sind, und trinken
faules Wasser des Sumpfes; sie meiden den Glauben der Kirche,
auf daß sie nicht zurecht gewiesen. und verwerfen den Geist, auf
daß sie nicht belehrt weiden. Sie verschmähen die Wahrheit, und
deßwegen verdienen sie es, sich in jeglichem Irrthume zu wälzen,
und hin und her geworfen zu werden; über dieselben Dinge Verschie-
denes zu glauben in verschiedenen Zeiten, keine stete Erkenntniß zu
haben, weil sie lieber klügeln, als Jünger der Wahrheit seyn wollen.
Denn sie sind nicht gegründet auf den einen Felsen, sondern aus den
Sand, welcher viele Steine enthält."
Er gibt nebst den heiligen Evangelien als Erkenntnißquelle der
Lehre Jesu Christi an: „die mündliche Ueberlieferung." „Wenn
über irgend eine Frage ein Zweifel entstünde," schreibt er, „so würde
man zu den ältesten Kirchen, in welchen die Apostel gelebt haben,
seine Zuflucht nehmen, und von ihnen vernehmen muffen, was ge-
wiß und ausgemacht sey." „Die wahre Erkenntniß ist die Lehre
der Apostel, und der alte Bestand der Kirche in der ganzen Welt.
Die Gabe der Liebe ist köstlicher als die Erkenntniß, herr-
licher als die Weissagung, und über alle andere Gnadcngaben er-
haben." Er befiehlt, die Lehrer der Kirche zu hören, weil sie in
gerader Folge von den Aposteln herkommen, und nach dem Wohl-
gefallen des Vaters mit der bischöflichen Folge die Gnadengabe der
Wahrheit empfangen haben. Sehr nachdrücklich vertheidigt der
heilige Bischof gegen die Ketzer die katholische Lehre von dem heili-
gen Opfer und Abendmahle der Christen.
In einem Alter von hundert, oder vielleicht mehr Jahren litt
der heilige Irenäus nach unzähligen Arbeiten und Leiden den Mar-
tcrtod, unter dem Kaiser Scverus in dem Jahre 200 oder 203.
Es brach eine wüthende Verfolgung gegen die Christen in der Stadt
Lyon aus. Sie wurden nach dem Berichte des Gregor von Tours
in so großer Menge mit unmenschlicher Raserei hingemetzelt, daß das
Blut in Strömen auf den Straßen floß. Die Anzahl der Getödte-
tcn wird von einer alten, an der St. Irenäuskirche zu Lyon ange-
brachten Inschrift auf 19000 angegeben, worüber wir uns nicht
verwundern dürfen, da wir oben schon gehört haben, daß durch die
apostolischen Arbeiten des heiligen Irenäus fast alle Einwohner der
großen und volkreichen Stadt Lyon zum Glauben bekehrt worden
seyen. Der heilige Bischof mußte viele Martern erdulden, bis er
endlich zuletzt, nach allen Andern, enthauptet wurde. Der Priester
Zacharias, welcher nachher Bischof zu Lyon war, soll ihn begraben
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen