Seite - 275 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 275 -
Text der Seite - 275 -
Am 7. Juni. 275
Als Potamiäna zum Marterplatze geführt wurde, drängte sich
das Volk mit großem Ungestüme hinzu, und stieß Schmähungen
und unzüchtige Worte gegen sie aus. Der Soldat Basilides schreckte
dasselbe zurück, und erwies sich gegen sie mitleidig und freundlich.
Die heilige Martyrin wurde gerührt durch dieses Betragen des Krie-
gers, und sprach zu ihm, er solle guten Muthes seyn, sie werde
nach ihrem Tode Gott für ihn bitten, welcher ihm seine an ihr be-
wiesene Menschenfreundlichkeit gewiß vergelten würde.
Bald nach ihrem Tode geschah es, daß die Mitsoldaten den
Basilides zu einem Eide veranlassen wollten. Er erklärte, daß er
nicht schwören dürfe, weil er ein Christ sey. Die Soldaten glaubten,
daß er scherze. Als er aber auf dem Bekenntnisse, ein Christ zu
seyn, verharrte, wurde er vo-r den Richtcrstuhl geführt, und weil
er auch da den heiligen Glauben bekannte, in Banden gelegt und
in's Gefängniß geworfen. Mehrere Gläubigen besuchten ihn im Ge-
fängnisse, und fragten ihn um die Ursache seiner plötzlichen Bekehrung.
Diesen erzählte er: Potamiäna sey ihm drei Tage nach ihrem Mar-
tertode bei Nacht erschienen, habe ihm einen Kranz auf das Haupt
gesetzt, und erzählt, daß sie für ihn bei dem Herrn gebeten habe,
daß sie erhört worden sey, und daß er in Kurzem bei ihr seyn werde.
Basilides wurde hierauf von den Gläubigen im Gefängnisse getauft,
legte am folgenden Tage vor dem Statthalter ein herrliches Bekennt-
niß von Jesus Christus ab, und wurde enthauptet. —
An der jungen christlichen Heldin Potamiäna müssen wir nicht
weniger die standhafte Bewahrung der Keuschheit und das hohe
Schamgefühl, als ihre Geduld in den Martern, und ihren Helden-
müthigen Tod bewundern. Von ihr gelten vollkommen die Worte
im Buche der Weisheit: „Wie schön ist ein keusches Geschlecht, das
mit Tugenden leuchtet? Bei Gott und den Menschen ist es in Ehren."
Tugend ist die wahre Schönheit, und Schamhaftigkeit die größte
Zierde einer Jungfrau. Körperliche Schönheit ist eine Gabe Gottes,
deren man sich aber nur würdig bezeiget durch die stete Sorge, in
dem schönen Körper eine reine und unbefleckte Seele zu erhalten.
Wird der nach Gottes Bild geschaffene Geist durch sündhafte Ge-
danken und unreine Lüste befleckt; so ist die äußerliche schöne Gestalt
weiter nichts mehr, als eine übertünchte Wand, welche Gestank und
Moden verbirgt, und muß nur zu bald den unlautern Begierden
des Herzens zum Werkzeuge großer Aergernisse und der verderblichsten
Verführung dienen. Keuschheit, die schönste Krone eines jugendlichen
Alters; sie gibt fröhlichen Muth, Kraft und Leben; sie verschaffet
wahre, dauerhafte Freuden; sie macht bei Gott und den Menschen
beliebt, und ihr Lohn im Himmel ist übergroß und ewig. Aber
Unzucht ist ein Greuel vor Gott, und die größte Schande für ver.-
18*
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen