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Am 29. Oktober. 277
steckten Heiligkeit, seiner unermüdctcn Amtstreue und die Wundcrgabe,
mit der ihn Gott begnadigte, in so großem Maaße um sich her ver-
breitete, daß er noch zur Zeit des Geschichtschreibers Euscbius, also
nach mehr, als hundert Jahren, im gesegneten Andenken stand, und
von Mund zu Mund mit Ehrfurcht gerühmt wurde. Dieser Euscbius
erzählt in seiner Kirchengeschichte im 6. Buche von dem heiligen
Bischöfe folgendes: Als einst die Gläubigen nach der frommen Ge-
wohnheit des Alterthums die Nacht vor dem Feste der Auferstehung
Jesu Christi in andächtiger Feier durchwachten, bemerkten die Diakonen,
daß das Oel zur Unterhaltung der Lampen ausgehe. Das Volk,
welchem die vollständige Feier der Feste nahe am Herzen lag, ward
darüber sehr erschrocken. Der heilige Bischof Narcissus aber blieb
ganz ruhig, und befahl dem Kirchendiener, daß sie aus dem nächst-
gelegenen Brunnen Wasser schöpfen, und zu ihm herbringen sollten.
Als dieses geschehen war, bethete er über das Wasser, und sagte zu
denen, die es gebracht hatten, daß 'sie es mit festem Glauben an
den Herrn in die Lampen gießen sollen. Sie thaten s, und sahen
zu ihrem großen Erstaunen, daß das Wasser in Oel verwandelt sey.
Noch zur Zeit des Eusebius sollen viele Gläubigen zu Jerusalem
etwas von diesem Oele Aufbewahrt gehalten haben.
Die besten Menschen bleiben nicht immer von der Verfolgung
der Bösen frei; ja sie sind derselben fast immer mehr als andere
ausgesetzt, weil die Finsternisse beständig gegen das Licht kämpfen,
und weil die Gottlosen die am ^wenigsten ertragen können, welche
die besten und vollkommensten sind; indem sie gerade von diesen in
ihrer Gottlosigkeit am tiefsten beschämt werden. Auch seine treucsten
Diener läßt Gott verfolgt werden, damit sie durch Leiden geläutert,
und auch im Kampfe der Leiden den Andern zum ermunternden Vor-
bilde dienen.
Durch die Heiligkeit seines Wandels, durch die dringende For-
derung an seine Gemeinde: „daß sie heilig seyn solle, weil Gott
heilig ist/' und durch den muthigen Eifer, mit dem er sich allem
gottlosen Wesen entgegensetzte, zog sich der heilige Narcissus Feinde
zu, welche zur Verleumdung ihre Zuflucht nahmen. Mit frecher Lüge
beschuldigten sie den heiligen Narcissus eines höchst strafbaren Ver-
brechens, und als man ihnen nicht glauben wollte, bekräftigten sie
ihre lügenhafte Aussage durch Eidschwüre und schreckliche Verwünschungen
gegen sich selbst. Der Eine verwünschte sich, woferne seine Beschul-
digung gegen den Bischof nicht wahr sey, zum Tode im Feuer; der
Andere zum Tode durch eine grauenvolle Krankheit, und der Dritte
zur Erblindung.
Ungeachtet bei dem größern und bessern Theile der Gläubigen
die falsche Aussage so wenig, als die fürchterlichen Schwüre gegen
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen