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284 Die heilige Jungfrau und Martyrin Cäcilia.
Als die Umstehenden unter Thränen ihr großes Bedauern bezeugten,
daß eine so edle Jungfrau gewaltsamen Todes sterben wolle, und ihr
zuredeten, doch ihres Alters und ihres Standes zu schonen, sagte sie
weiter: .,Meine Brüder! Ich verliere (durch den Tod) mein ju-
gendliches Leben nicht, sondern ich vertausche es nur. Ich gebe eine
Erdscholle dahin, und empfange Gold dafür. Ich verlasse cinc ver-
gängliche, armselige Hütte, und empfange dafür eine herrliche, große
Wohnung, köstlicher als von Gold und Edelstein erbaut. Ich trete
aus einem dunkeln Winkel in einen Ort, der herrlich erleuchtet ist
von himmlischem Lichte. Ich verwechsle eine vergängliche Besitzung
mit ewig unvergängliävn Gütern/'
Gott verschaffte diesen und ähnlichen Reden der heiligen Cäcilia
in den Herzen der Umstehenden solchen Eingang, daß Viele, von
der freudigen Hoffnung einer ewigen Seligkeit ergriffen, sich zum
Glauben an Jesum Christum bekannten, und die heilige Taufe be-
gehrten. Cäcilia schickte deßwegen zu dem Etadtvogte Almachius
mit der Bitte, daß ihr noch ein Tag Aufschub gestattet werde, und
nachdem dieser Aufschub bewilliget war, ließ sie dcn heiligen Papst
Urban zu sich rufen. Dieser bekräftigte die Neubekchrten im Glau-
den an die Lehre des Heils, taufte sie, und verrichtete da zum Troste
Aller die heiligsten Geheimnisse der christlichen Religion.
Almachius vermuthete, daß Cäcilia zu wanken anfange, und
aus dieser Ursache dcn Aufschub ihres Todes verlangt habe; er ließ
sie deßwegen des andern Tages frühe wieder zu sich rufen, und be-
mühte sich durch erneuertes Zureden, sie zum Abfalle zu bewegen.
Die heilige Jungfrau aber widerstand ihm mit edler Unerschrock '^n-
heit, und verharrte fest im heiligen Bekenntnisse. Er geriet!) endlich
in wilden Zorn, und befahl, daß man sie in ihr Haus zurückführen,
und dort durch die Hitze des Bades peinigen und todten solle. Einen
Tag und eine Nacht war sie der größten Hitze des Wassers, und
dem schrecklichsten Qualme des überheizten Badezimmers ausgesetzt.
Aber Gottes allmächtiger Arm beschützte sie, daß sie unverletzt blieb.
Nachdem dieses dem Stadtvogtc .berichtet ward, schickte er einen Hen-
kersknecht dahin, mit dem Auftrage, sie im Bade zu enthaupten.
Woll der freudigen Erwartung der seligen Unsterblichkeit gab sie ih-
ren Geist in die Hände des Schöpfers auf. Der Papst Urban ließ
ihren Leichnam in der Stille ehrenvoll beerdigen.
Wer in diesem Leben nur dcn Samen der Ergötzlichkeit aus-
säet, wird in jenem Leben Heulen, und Weinen ärndten; wer aber
jetzt Thränen säet, dessen Aerndte wird einst ewiger Jubel seyn.
(Das Gedächtniß der heiligen Märtyrer Valerian, Tiburtius
und Maximus wird am 14. April gefeiert.)
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen