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Am 25. Mai. 287
diesen zu sterben, rechnete er dort schon für den größten Gewinn;
außerdem hätte er nicht so oft schon wegen des heiligen Bekenntnis-
ses gelitten, und das Leben für seine Schafe in Gefahr gesetzt." —
Der Stadtvogt unterredete sich jetzt mit dem Karpasius, und befahl
ihm endlich, die heiligen Märtyrer wieder in's Gefängniß zu führen.
Beim Eintritte in den Kerker ertönte aus dem Munde derselben die
Stimme: „Herr, du bist unsere Zuflucht von Geschlecht zu Ge-
schlecht/- Als es Nacht war, kamen mehrere Christen, und unter
ihnen auch die drei Hauptlcute, Favianus, Callistus und Ammonius,
zum Gefängnisse, und pochten an der Thüre desselben. Als der
Diakon Martialis es hörte, sagte er's dem heiligen Urban, und die-
ser bat den Gefangenwächter, daß er die Christen hereinlassen wolle.
Es geschah. Sie warfen sich zu den Füßen des gottseligen Mannes,
und sprachen unter heißen Thränen: „Bethe für uns, heiliger Wa-
ter! denn es wird eine Verfolgung über uns kommen!" Urban
antwortete ihnen: „Deßwegen sollt ihr nicht weinen, sondern euch
vielmehr erfreuen; denn nur durch vielfache Trübsalen können wir in
das Himmelreich eingehen." Die ganze Nacht wurde im Lobe Got-
tes durch Gesang und im Gebethe zugebracht, die Barmherzigkeit
Gottes zu erflehen. Alles, was im Gefängnisse vorging, drang tief
in das Herz des Gefangcnwa'chtcrs Anolinus. Ueberwältigt von der
Betrachtung so hcher Gottseligkeit, so froher Zuversicht, und so in-
niger Liebe, warf er sich zu den Füßen des Papstes, erklärte seinen
Glauben an Jesum Christum, wurde getauft, und durch den heiligen
Chrysam bekräftigt. Es war eben ein Festtag. Der fromme Bischof
entrichtete das heilige Opfer, und stärkte Alle durch das Brod des
ewigen Lebens. Kaum hatte der Stadtvogt die Bekehrung des
Anolinus erfahren, als er ihn vor sich zur Verantwortung forderte.
Der Neubekchrte sprach mit dem frommen Eife>- eines alten und er-
probten Bekenners: „O, mich Unglücklichen! der ich in meinem
vergangenen Leben meinen Schöpfer nicht erkannt habe. Ich danke
Ihm, daß Er mir noch in den letzten Lebenstagen die Barmherzig-
keit erwiesen hat, mich zu seiner Erkenntniß zu führen." Ganz
richtig ahnete er, daß diese Tage seiner Bekehrung auch die letzten
seines Lebens seyn werden. Er wurde sogleich zum Tempel der
Diana geführt, und als er den Götzen zu opfern sich weigerte, cnt:
hauptet.
Der heilige Urban wurde mit den heldenmüthigen Genossen
seines christlichen Bekenntnisses noch zu wiederholten Malen zum
Stadtvogte geführt. Fruchtlos blieben aber alle Versuche, die der-
selbe anwendete, sie zum Abfalle zu vermögen. Endlich ließ er sie
zum Tempel des Jupiters bringen, wohin er sich auf das Zureden
eines gewissen Taurinus auch selbst begab. Auf dem Wege dahin
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen