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Am 4. Dezember. 29!
bindung mit einem Manne, welcher dem thörichten Götzendienste er-
geben war, und den heidnischen Lastern fröhnte. Der Vater gab
für dießmal den dringenden Bitten seiner geliebten Tochter nach,
faßte aber einen Entschluß, durch den er ihren Sinn bald zu an:
dern, und sie zur Heirath geneigt zu machen hoffte. Er beschloß,
eine weite Reise zu unternehmen, in der Hoffnung, daß die Tochter
die lange Trennung von dem Vater schmerzlich empfinden, und da-
durch bewegt werde, sich gerne nach seinem Willen zu fügen. Vor
der Abreise des Vaters bat Barbara, daß ein Badezimmer für sie
in dem Thurme, in welchem sie immer noch einsam gehalten wurde,
gebaut werde. Dioskorus gab der Bitte Gehör, ordnete den Bau
an, mit dem Befehle, daß zwei Fenster in dasselbe angebracht wer-
den sollten.
Während der Abwesenheit des Vaters fand sie Gelegenheit, im
Christenthume vollständig unterrichtet zu werden, und die heilige
Taufe zu empfangen. Vielleicht hatte sie gerade hiezu, mehr als
zu ihrer Bequemlichkeit, den Bau des Badezimmers veranlaßt. Einige
Geschichten sagen, daß einer ihrer Lehrer bei ihr von Origenes, als
einem der gelehrtesten und eifrigsten Christen, gesprochen, daß sie ein
Schreiben, in welchem sie Unterricht im Christenthume verlangte, auf
geheimen Wegen an diesen gebracht, und daß endlich Origenes Mit-
tel und Wege gefunden habe, selbst zu ihr zu kommen, sie unterrich-
tet, im Glauben befestiget und getauft habe. Andere sagen, daß
dieses durch einen Priester, Valentin, den Origenes zu ihr geschickt
habe, geschehen sey. — Die gute Seele hatte nun die köstliche Perle
gefunden, welche sie so lange, und so ernstlich gesucht hatte. Sie
fühlte sich in dem Besitze derselben so selig, daß sie bereit war, eher
Alles daran zu geben, als sie wieder zu verlieren.
Mit anbcthender Verwunderung hatte sie die christliche Lehre
von der heiligen Dreifaltigkeit gehört, und deßwegen den Bauleuten
befohlen, daß sie statt der zwei von dem Vater angeordneten Fen-
ster, drei in das Badezimmer machen sollen; sie wollte nämlich dar-
an ein beständiges Erinnerungszeichen an das höchste und tröstlichste
Geheimniß des Christenthums, an die Dreieinigkeit, haben. Ein in
eben diesem Zimmer angezeichnetes Kreuz sollte sie an das Heil des
Kreuzes erinnern.
Nach langer Abwesenheit kehrte der Vater endlich wieder zurück.
Er überhäufte die Tochter mit Liebkosungen, und drang nun ernst-
licher, als zuvor, auf ihre Vcrheirathung. Sie begegnete ihm mit
kindlicher Liebe und mit der gebührenden Ehrfurcht, verweigerte aber
standhaft die Einwilligung zur ehelichen Vcrbindun ; denn sie war
jetzt durch den Geist Gottes so bekräftigt, daß sie fest entschlossen
war, eher das Leben, als den geliebten Bräutigam Jesus Christus,
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen