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294 Die heilige Barbara, Jungfrau :c. Am 4.
Ueber diese Rede gerieth der Richter in großen Grimm. Er
ließ ihren Körper mit eisernen Hacken zerreißen, die Seiten mit
Fackeln brennen, und ihr Haupt grausam zerschlagen. Wahrend
dessen erhob die heilige Martyrin ihre Augen gen Himmel und
bethete: .,Herr! Du erforschest die Herzen, und weist, wie heftig
ich nach Dir verlange; ich bitte Dich, verlasse mich nicht, sondern
stehe mir bei bis ans Ende." Ihr Geist ward durch diesen Aus-
blick zu Gott mächtig gestärkt, und sie duldete mit unerschütterlichem
Muthe alle die grausamen Peinigungen, die an ihr noch vollzogen
wu. c^n. Es wurden ihr zur Beschimpfung die Brüste weggeschnitten.
Während dieser unmenschlichen Mißhandlung flehte sie zu Gott: „Ver-
stoße mich nicht von deinem Angesichte, und nimm deinen heiligen
Geist nicht von mir." Jetzt wurde sie vollends entkleidet, durch
die öffentlichen Straffen der Stadt geführt, und so der allgemeinen
Beschimpfung und Mißhandlung Preis gegeben. Auch für dieses
Leiden dankte sie Gott, und blieb fröhlichen Muthes. Endlich fällte
der Richter, da er ihre Standhaftigkeit durch keine Marter erschüttern
konnte, das Urtheil, daß sie enthauptet werden solle. Freudig ging
die christliche Heldin dem Todesplatze zu, wie ein Kämpfer, der nach
schwerem Kampfe den Sieg errungen hat, und die Siegcskrone von
dem Kampfrichter empfangen will. Auf dem Richtplatze zeigte sich
noch ein Schauspiel, vor welchem die menschliche Natur zurückschau:
dert. Dioskorus, der Vater der heiligen Jungfrau, hatte nicht
bloß das Vatergefühl, sondern auch alles Menschengefühl abgelegt.
Er selbst übernahm das Amt des Scharfrichters, und durch des
Hand wurde Barbara enthauptet.
Dieses geschah unter der Regierung des Kaisers Marimin im
Jahre 236. Der unmenschliche Water wurde, wie erzählt wird,
bald nachher, als er den schauerlichen Todesstreich an seiner Tochter
vollzogen hatte, durch einen Blitz getödtet. —
Beherzigen wir diese Geschichte, so müssen wir wohl mit der
Kirche bethen: »Gott, der Du unter andern Wundern deiner All-
macht auch dem schwächern Geschlechte den Triumph des Marter:
thums verliehen hast: hilf gnädig, daß wir, die Gedächtniß der
heiligen Jungfrau und Martyrin Barbara ehrend, ihrem Beispiele
nachfolgen, und zu Dir gelangen mögen, durch Jesum Christum,
unsern Herrn."
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen