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296 Die heilige Apollonia, Jungfrau und
Die Gläubigen zogen sich zurück, und entflohen, so gut sie
konnten, der Wuth des aufgebrachten Pöbels. Freudig ertrugen sie
den Verlust ihrer Habstligkeiten. Ungeachtet indessen doch mehrere
in die Hände der rasenden Verfolger fielen, so war Keiner, oder
höchstens nur Einer oder der Andere, welcher den Glauben verläug-
nete. Die Heiden ergriffen auch eine betagte Jungfrau, Apollonia,
gaben ihr solche Backenstrciche, daß sie ihr alle Zähne aufschlugen,
schleppten sie dann zur Stadt hinaus, machten einen Scheiterhaufe»,
zündeten ihn an, und drohten, sie lebendig zu verbrennen, wenn sie
nicht mit ihnen Lästerworte (gegen Christum und den heiligen Glau-
ben) aussprecken würde. Die heilige Jungfrau schien nachgeben zu
wollen, stürzte sich aber, sobald ihr freie Bewegung gelassen wurde,
selbst m d.e Flamme, und verbrannte. Einen qcwiffen Serapion
ergriffen sie in seinem Hause, marterten ihn auf die schrecklichste
Weise, zerbrachen ihm alle Gebeine, und stürzten ih» von dem
obersten Stockwerke auf die Straffe hinunter. Auf keiner Straffe
waren die Christen sicher, in keinem Gäßchen, weder bei Tag noch
bei Nacht. Ueberall hörte man das wilde. Geschrei, man muffe
jcdcn, der nicht lästern wolle, herbeischleppen und verbrennen.
Diese harten Drangsale dauerten eine längere Zeit fort, bis
endlich die Heiden in Alcrandrien unter sich selbst in Uneinigkeit
geriethen, ihre Wuth gegen einander ausließcn, und dadurch für die
Christen Ruhe eintrat. Diese Ruhe dauerte aber nicht lange; denn
kaum hatte Dezius dcn kaiserlichen Thron bestiegen, auf den er sich
den Weg durch die Ermordung des Kaisers Philippus, dessen Herr-
schaft den Gläubigen sehr günstig war, gebahnt hatte, als sich das
jammervolle Schauspiel grausamer Verfolgung der Christen in Alc-
randrien schon wieder erneuerte.
Das Verfolgungsedikt des Dezius versetzte die Gläubigen dieser
Stadt in großen Schrecken; denn es war, wie Dionnsius sagt, so
grausam, daß selbst die Auserwahlten, wenn es möglich wäre, hät-
ten zaghaft werden können. Viele der Vornehmsten wurden wirklich
zaghaft, sowie auch viele von denen, welche öffentliche Aemter ver-
walteten. Einige wurden selbst von ihren Verwandten vor die Rich-
terstühlc geschleppt. Andere wurden namentlich aufgerufen, und nah-
men Theil an den Greueln des Götzendienstes. Einige erblaßten
dabei und zitterten, als sollten sie selbst geopfert werden, und wur-
den daher, wenn sie opferten, von dem heidnischen Volke verspottet.
Andere traten frech hinzu und bezeugten, daß sie nie Christen ge-
wesen seyen. Diese waren größtenlhcils solche, welche zu sehr an
den Reichthümern des Lebens hingen, von denen der Herr vorgesagt
Iiat, das; es idnen schwer seyn werde, in's Himmelreich einzugehen.
Die Andern folgten entweder denen nach, die den Götzen schon ge-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen