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»^»0 Der heilige Märtyrer Pionius und seine Gefährten.
Am Tage des heiligen Polykarpus hatten sie eben ihr Gebeth
vollendet, und sich mit Brod und Waffer erquickt, als Polemon,
der Diener eines Götzentempels, zu ihnen hercintrat, begleitet von
Schergen, welche ihm die Obrigkeit zur Aufsuchung und Ergreifung
der Christen beigcgcben hatte. Polcmon redete sie an: »Ihr wiffct
den Befehl des Kaisers, daß ihr den Göttern opfern sollet!" Pio-
nius nahm zuerst das Wort und sprach: »Wir wissen zwar die Be-
fehle, werden aber nur die befolgen, welche uns den wahren Gott
zu verehren heißen." Polemon sagte: „Kommet nur aus den Richt-
platz, da werdet ihr inne werden, daß es wahr sey, was ich sage!"
Asklepiades und Sabina sprachen: »Nur dem wahren Gott gehör?
chcn wir." Ictzt wurden sie weggeführt, und auf den öffentlichen
Richtplatz gebracht. Hier befand sich eine große Menge Volkes,
welches sich, sobald es die heiligen Bekenner mit den Stricken um
den Hals erblickte, neugierig ycrzudrängte. Darunter waren viele
Juden und vorzüglich Jüdinnen, weil sie, da sie die Sabbatsfeier
hielten, keine Geschäfte hatten. Das Gedränge und der Tumult
wurde endlich so groß, daß viele Menschen auf die flachen Dacher
der nächsten Häuser stiegen, um zu sehen, was vorgehe.
Pionius und seine Gefährten standen in der Mitte des gedräng-
ten Haufens, und Polcmon foderte sie jetzt öffentlich auf zur Vcr-
läugnung, indem er sich an Pionius wendete und sprach: »Pionius!
es ist dein eigenes Glück, wenn du, wie die Andern, gehorchest,
und durch Befolgung der Befehle des Kaisers dich den Strafen ent-
ziehest." Der heilige Märtyrer streckte seine Hand gegen das Volk
aus, zum Zeichen, daß er sprechen wolle, und hielt mit heiterm
Blicke und mit fröhlichem Angesichte voll des heiligen Eifers eine
Rede an das ringsumherstchende Volk, in welcher er den Juden
sowohl, als den Heiden vorhielt, wie unrecht sie thäten, sich daran
zu erlustigen, wenn einige Christen so unselig wäre», entweder frei-
willig de» Götzen zu opfern, oder sich dazu zwingen zu lassen. Die
Juden erinnerte er an den Ausspruch Salomons: »Freue dich nicht
über den Fall deines Feindes, und dein Herz sey nicht froh über
fremdes Unglück!" und an den öftern Abfall ihrer Väter, welche
noch schuldiger, als die fallenden Christen gewesen, indem sie ohne
äußern Zwang einer Verfolgung Gott verlassen, und den Götzen
gedient hatten. Die Heiden warnte er sehr nachdrücklich vor dem
künftigen Gerichte.
Noch einmal wurden jetzt die heiligen Bckcnncr um ihren Na-
men und um ihr Bekenntniß öffentlich gefragt, und von Polemon
neuerdings aufgefodert, daß sie den Götzen opfern sollten. Sie be-
harrten aber standhaft auf der Weigerung zu opfern, und legten
mit freudigem Muthe im Angesicht«? des ganzen Volkes das
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen