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304 Die heiligen Märtyrer Petrus, Paulus, Andreas :c.
die Wohlgestalt seines Körpers auszeichnet. Der Statthalter fragte
ihn: „Wie heißest du?" „Petrus" antwortete er. Der Statthal-
ter sprach: „Bist du ein Christ?" „Ja, ein Christ bin ich," er-
wiederte Petrus; worauf der Statthalter sagte: „Du kennest die
Befehle unserer unüberwindlichen Fürsten. Opfere also der großen
Göttin Venus!" Petrus antwortete: „Ich erstaune, Statthalter!
daß du mich bereden willst zu opfern, einem geilen und unverschäm-
ten Weibe, deren Schandthaten man, ohne schamroth zu werden,
nicht einmal erzählen kann, und deren Schamlosigkeit selbst von den
heidnischen Geschichtschreibern bitter getadelt wird. Mir geziemet es,
dem lebendigen und wahren Gott zu opfern, dem Könige aller Zei-
ten, Christo! Ihm darzubringen das Opfer der Anbethung, der
Bitte um Verzeihung, der Zerknirschung und des Preises." Kaum
hatte er diese Worte gesprochen, als ihn der Statthalter auf ein
Rad legen, und so gewaltsam ausspannen ließ, daß ihm ein Glied
nach dem andern gebrochen wurde. Mit der O.ual wuchs auch sein
Muth und seine Starke. Standhaft und lächelnd schaute er zum
Himmel empor, und sprach: „Ich danke Dir, mein Herr Jesus
Christus, daß Du Dich würdigest, mir die Standhaftigkeit zu ver-
leihen , den grausamsten Tyrannen zu besiegen." Der Statthalter
sah sich überwunden, und ließ ihn mit dem Schwerte hinrichten.
Petrus war aus den Iünglingsjahren noch nicht ausgetreten, als er
die herrliche Marterkrone erkämpfte.
Dem nämlichen Statthalter wurden zu eben dieser Zeit, als er
mit großem Pompe durch Lampsakus reisete, und sich in dieser Stadt
einige Tage aufhielt, drei andere Christen vorgefühlt, Andreas, Pau-
lus und Nikomachus. Auf die Frage, woher sie wären, und wel-
cher Religion sie zugethan seyen, antwortete vorschnell lind mit ha-
stiger Stimme Nikomachus: „Ich bin ein Christ." „Und was seyd
ihr?"' fragte der Statthalter die Andern. Sie sprachen: „Wir sind
ebenfalls Christen."' Jener sagte zu Nikomachus: „Opfere den Göt-
tern, wie es befohlen ist." Dieser erwiederte: „Der Christ darf,
wie du wohl weißt, den Teufeln nicht opfern!" Darauf ließ der
Statthalter ihn auf die Folter legen, uno fürchterlich peinigen. Er
war schon nahe daran, unter der Qual seinen Geist aufzugeben,
also schon nahe bei dem herrlichen Ziele, als er wankend wurde,
und mit lauter Stimme ausrief: „Ich bin nie ein Christ gewesen.
Ich will den Göttern opfern." Er wurde von der Folterbank ab-
genommen uno opferte. Sogleich fuhr ein böser Geist in ihn, und
warf ihn auf den Boden. Er zerbiß sich die Zunge und gab sei-
nen Geist auf.
Mitten aus dem Wolkshaufen, welcher den Richterstuhl umgab,
erhob eine sechzehnjährige, christliche Jungfrau Dionysia ihre Stimme,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen