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Am 2«. Oktober. 321
Nachdem sie dieses herrliche Bekenntniß laut abgelegt hatten,
verfügten sie sich in den Versammlungsort der Christen, bekannten
mit reumüthigcr Offenherzigkeit ihren bisher geführten bösen Wandel,
und baten um die Aufnahme in die christliche Gemeinde. Sie wur-
den, nachdem sie den nöthigen christlichen Unterricht empfangen hat-
ten, durch die heilige Taufe von ihren Sünden gereiniget, und in
die Gemeinde der Glaubigen feierlich aufgenommen. Bald darauf
verließen sie Alles, und zogen sich in einen einsamen Ort zurück.
Da beweinten sie vor Gott ihre Sünden und übten strenge Buße.
Anhaltend widmeten sie sich dem Gebethe, und fasteten so strenge,
daß sie nur an jedem dritten Tage etwas Wasser und Brod genossen.
Nachdem sie aus der Einsamkeit zurückgekehrt waren, fingen
sie an, die Lehre ocs Heils öffentlich zu verkünden, und mit großem
Nachdrucke den Heiden die Thorheit ihrvr grundlosen Götzenvcrehrung
vorzuhalten. Das Volk war hoch erstaunt darüber, daß die mit so
großem Eiscr die Lehre des Christenthums verkündeten, welche sich
doch noch zuvor als die bittersten Feinde und Widersacher desselben
bewiesen hatten. Sie aber sprachen: „Glaubet uns, liebe Brüder!
wenn wir uns nicht von der Wahrheit ganz überzeugt hätten, so
würden wir uns nimmermehr zu dem Gekreuzigten bekehrt haben.
Glaubet auch ihr an Ihn, und ihr werdet cucr wahres Heil finden!"
Viele wurden über diese Rede so erbittert, daß sie die christlichen
Manner ergriffen, und zum Statthalter Sabinus führten. Da trugen
sie mit großem Geschrei die Klage vor: „Sieh! Diese da stehen jetzt
gegen unsern Götterdicnst, für den sie vorher so sehr eiferten, und
verkünden das Christenthum, welches sie früher so heftig verfolgten!"
Der Statthalter, der nicht lange vorher die Dekrete, durch
welche der Kaiser Dezius die Verfolgung der Christen anordnete,
erhalten hatte, unternahm sogleich das peinüchc Verhör. Den An-
fang machte er bei Lucian, den er um seinen Namen und Stand
befragte. Dieser antwortete: „Ich heiße Lucian. Früher war ich
ein Verfolger des verehrungswürdigen christlichen Gesetzes, jetzt aber
bin ich ein, obgleich unwürdiger Verkünder desselben." Jetzt wandte
sich der Statthalter auch an den Marcian, mit der Frage um seinen
Namen und Stand, und erhielt die Antwort: „Ich heiße Marcian,
bin ein Frcigeborncr, und ein Verehrer der Geheimnisse des wahren
Gottes." Darauf sprach jener: „Wer hat euch beredet, die wahren
und ehrwürdigen Götter, die euch viel Gutes thaten, euch Gewinn
und die Liebe des Volkes verschafften, zu verlassen, und euch zu
dem zu wenden, der am Kreuze gestorben ist, und nicht einmal
sich selbst zu retten im Stande war." Marcian erwiederte: „Eben
dieser Gekreuzigte ist's, der eine solche Sinnesänderung in uns her-
vorgebracht hat, wie einst auch an dem heiligen Paulus, der durch
E'stcr Band. 21
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen