Seite - 326 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 326 -
Text der Seite - 326 -
^26 Der heilige Saturnin, Bischof und Märtyrer.
Toulouse, eine der ältesten Städte Frankreichs, war, nachdem
Gallien von den Römern erobert wurde, eine römische Pflanzstadt.
Die Einwohner bereicherten sich durch Handel, und waren dem
Götzendienste sehr ergeben. Wenn zur Zeit der Ankunft des Satur-
ninus schon einige Christen in Toulouse gewesen seyn sollen, so waren
es gewiß nur sehr wenige, und diese wenigen waren ohne Priester,
verlassen, wie Schaft ohne Hirten. Dem Saturnin wurde der höchst
wichtige, aber auch sehr schwere Beruf zu Theil, hier das göttliche
Licht in die tiefsten Finsternisse der Abgötterei und des Lasters zu
bringen. Mit apostolischem Geiste fing er an, das Wort vom Kreuze
zu verkünden, und dasselbe durch den Glanz seines heiligen Wandels
zu bekräftigen. Sein Unterricht und sein Beispiel waren segensvoll.
Er gewann dem Gekreuzigten Anhänger, deren Anzahl sich mit jedem
Tage vermehrte. Nach fünf Jahren schon hatte er eine ansehnliche
christliche Gemeinde unter seiner bischöflichen Obhut. Viele Heiden
überzeugten sich von der Thorheit des Götzendienstes, und gingen zur
Verehrung des einzig wahren Gottes über. Sie sahen die Betrügereien
der Götzenpriester ein. Der Besuch der heidnischen Tempel und die
Opfer nahmen in dem Maaße ab, in dem sich die Zahl der Verehrer
Jesu Christi vermehrte. Dadurch wurde dem Eigennutze der Götzen-
Priester immer größerer Abbruch gethan, wcßwegen diese gegen das
Christenthum, und vorzüglich gegen die Lehrer desselben, auch immer
mehr erbittert wurden.
Die ,Christcn hatten eine Kirche, welche von der Wohnung des
Bischofs Saturninus zu entlegen war, daß er jedesmal, wenn er
zu derselben kommen wollte, bei dem Tempel des Jupiter vorüber:
gehen mußte. Die Götzcnpriester wollten das Volk gegen die Christen,
und besonders gegen ihren Bischof in Aufruhr tnmgen. Sie ertheilten
deßwegen keine Aussprüchc mehr, von denen das betrogene Volk
glaubte, daß sie von den Göttern selbst herkämen. Die argen Be-
trüger stellten sich an, als wären sie in großer Traurigkeit über das
Verstummen ihrer Götzen, hielten dem Scheine nach Berathschlagungen,
was die Ursache davon seyn möchte; brachten viele Opfer, und ließen
auch das bethörte Volk solche bringen, um die Götter dadurch zu
versöhnen und zu bewegen, daß sie ihre Aussprüche wieder von sich
gcben. Als auf dieses Alles doch keine Aussprüche erfolgten, so
trat endlich Einer auf, und sagte: Es sey eine neue Sekte entstan-
den, deren Anhänger sich Christen ncnncn. Diese suchen nichts an-
ders, als die Götter um ihr Ansehen zu bringen, und sie gar zu
vernichten. Saturninus sey der Anführer derselben. Sehr oft gehe
er bei dem Haupttempcl vorbei, und die Götter schwiegen nur aus
Furcht vor ihm. Es sey kein anderes Mittel, das Stillschweigen
der Götzen zu heben, als der Tod des christlichen Bischofs. Das
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen