Seite - 334 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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334 Der heilige Laurmtius,
den Tod desto schmerzhafter zu machen. Eines langsamen Todes
sollst du sterben!" Der Tyrann zögerte nicht, diese Drohung zu
vollziehen. Auf seinen Befehl mußte ein Rost hcrbcigcbracht wer-
den. Laurentius wurde entkleidet, auf den Rost hingelegt, und an
die eisernen Stangen desselben festgebunden. Nun wurde ein mat:
tes Feuer angeschürt, und so der heilige Bekenner durch Schmerzn
gepeiniget, welche um so empfindlicher seyn mußten, je langwieriger
sie waren. Sie waren indessen doch nicht stark genug, seinen Muth
zu überwältigen. „Der Märtyrer, sagt Augustin, war von heißer
Begierde, zu Jesus Christus zu kommen, so entstammt, daß er der
Pcinen, die ihm der Verfolger anthat, nicht achtete." Ambrosius
bemerkt: „daß das Feuer der göttlichen Liebe, das in seinem Herzen
brannte, die Empfindungen des Schmerzes, den das irdische Feuer
seinem Leibe verursachte, gleichsam verschlungen habe. Er hatte das
Gesetz des Herrn vor Augen, und darum wurde ihm sein Leiden
Trost und Erquickung. Er genoß einer innerlichen Ruhe, die nichts
zu stören vermochte."
Die Ncugetauftcn, die zugegen waren, sahen sein Angesicht mit
himmlischem Glänze leuchten, und von seinem bratenden Fleische kam
ihnen ein lieblicher Wohlgeruch entgegen. Die Heiden aber wurden
dieses zweifachen Wunders nicht gewahr. Als er lange auf einer
Seite gelegen war, rief er dem Statthalter zu: „Laß mich umwen-
den, ich bin von dieser Seite genug gebraten!" Da dieses gesche-
hen war, sagte er nach einer Weile: „Jetzt bin ich hinlänglich gebra-
ten, du kannst nun von mir essen!" Darauf erhob er seine Augen
gen Himmel, und sichte zu Gott durch Jesum Christum, und durch
die Fürbitte der heiligen Apostel Petrus und Paulus für die Bekeh-
rung Roms, daß diese Stadt, die sich die ganze Welt unterwürfig
gemacht hatte, sich dem süßen Joche des Glaubens unterwerfe, da-
mit sich die Lehre des Evangeliums desto schneller in allen Land-
schaften des römischen Reiches ausbreite. Bethend gab er endlich
seinen Geist aus, am 10. August 258.
Der Leichnam wurde an der Straße nach Tibur (heut zu Tage
Tivoli) begraben. Der heilige Pudentius berichtet, daß es von an-
sehnlichen Rathsherren der Stadt Rom, die durch die Standhaftig-
keit des heiligen Märtyrers zum Bekenntnisse Jesu Christi bewogen
wurden, geschehen sey. Der nämliche heilige Kirchenvater schreibt
die gänzliche Bekehrung der Stadt Rom ganz vorzüglich der Für-
bitte des heiligen Laurcntius zu, und sagt, daß sein Tod, der Tod
der Götzen, und die Zerstörung der Tempel gewesen sey.
Die Gedächtniß des heiligen Märtyrers Laurentius war von
jeher in der katholischen Kirche sehr berühmt. Bis in's fünfte Jahr-
hundert wurde sie mit einer Bigil und Oktav gefeiert, wie aus dem
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen