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Am 15. Mai. 337
des: „Wenn sie euch in einer Stadt verfolgen, so fliehet in eine
andere." Dem Priester Felix trug er die Sorge für die Kirche zu
Nola während seiner Abwesenheit auf. Die Verfolger ließen es
den Priester fühlen, daß ihnen der Bischof entgangen war. Sie
wußten, daß Felix nach dem Bischöfe, die vorzüglichste Stütze der
Christengemeinde zu Nola sey. Gegen ihn ward also ihre Wuth
gerichtet. Er wurde ergriffen, in ein dunkles Gefängniß geschleppt,
am Halse und an den Händen mit schweren Ketten gefesselt, mit
den Füßen in den Stock geschlagen, und damit er ja der erquicken:
den Ruhe keinen Augenblick genießen könne, belegte man den Platz,
auf dem er da liegen mußte, mit spitzigen Scherben. In diesen
Peinlichen Schmerzen freute sich der edle Bekenncr des Glückes, um
des Namens Icsu willen leiden zu können, und seine Seele ward
mit mächtigem Troste erfüllt. —
Der Bischof Marimus, der sich in den Klüften des nahe gele-
genen Gebirges verborgen hielt, litt indessen nicht weniger, als sein
Priester Felix. Sein vom Alter geschwächter Körper wurde verzehrt
von Kälte, von Hunger und Durst. Es war Winter, und er, in
der öden Wüste, ohne Obdach und ohne Nahrungsmittel. Sein
Gemüth wurde zerrissen von der Sorge für seine christliche Gemeinde,
die ihm mehr, als das eigene Leben am Herzen lag, und für die
er Tag und Nacht zu Gott bethete. Dieser jammervolle Zustand
durfte nur noch eine kurze Weile dauern, und der hilflose Greis
mußte verschmachten. Allein, wo sonst keine Hilfe ist, da hilft Gott.
Er schaute mit Wohlgefallen herab auf Maximus, der in der Einöde,
wie auf Felix, der im Kerker war, und sandte dem Freunde den
Freund, dem Bischöfe den Priester.
In der Nacht erschien dem Felix im Gefängnisse ein strahlen-
der Engel, der ihn aus seinem Schlummer aufweckte. Er glaubte,
daß ihn ein Traum getäuscht habe. Der Engel aber hieß ihn zum
Bischöfe Maximus hingehen. Felix wandte ein, daß es nicht mög-
lich sey, weil er in Banden liege, der Kerker geschloffen und der
Ausgang mit Wache verwahret sey. Es waren mehrere Gefangene
im Korker, aber keiner der Uebrigen vernahm die Stimme des En-
gels, keiner sah das himmlische Licht, welches den dunkeln Ort für
den Felix erleuchtete. Der Engel befahl dem Felix ihm zu folgen.
Sogleich fülen ihm die Ketten von dem Halse und von den Händen
weg, die Füße wurden frei. Die Thüre öffnete sich, und der strah-
lende Engel führte ihn durch die eingeschläferten Wächter hindurch,
wie einst den Petrus, den Ersten der Apostel. Geleitet von Gott,
ging Felix auf ihm unbekannten Wegen fort, bis er den Ort er-
reichte, wo der fromme Bischof sich aufhielt. Mit unaussprechlicher
Freude wurde er erfüllt, als er ihn fand. Aber nur einen Augen-
Erstcr Vand. 22
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen