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342 Der heilige Cyftrian, Bischof und Märtyrer.
ihn gelangten, und ihm also, wie es scheint, von der Güte Gottes
zur unschuldigen Erholung bei seinen so beschwerlichen Berufsgeschaf-
ten aufbewahrt wurden.
Nach Empfang der heiligen Taufe widmete er sich mit der
größten Anstrengung der Lesung der heiligen Schriften, dieser gött-
lichen Quelle wahrer Weisheit und Vollkommenheit. Der heilige
Gregor von Nazianz sagt von ihm, er habe die Reichthümer, die
Pracht und Eitelkeit der Welt verachtet, und seinen Leib strengen
Abtödtungen unterworfen. Die alte Kirche beobachtete sonst sehr
pünktlich die Vorschrift des Apostels, nach welcher kein Neubclehrter
bald zum Priester geweiht werden sollte. Allein der Ruf der Hei:
ligkcit des Cyprians verbreitete sich so schnell, und das Verlangen
des Volkes, ihn zum Priester zu haben, war so heftig, daß der
Bischof Donatus von der allgemeinen Uebung abgehen zu dürfen
glaubte, und ihm, seiner großen Verdienste wegen, die heilige Weihe
ertheilte. Lyprian war noch kein volles Jahr Priester, als der Bi-
schof starb, und das Volk ihn einstimmig zum Nachfolger desselben
verlangte. Er weigerte sich, das bischöfliche Amt zu übernehmen,
und verwendete sich ernstlich dafür, daß es einem ältern Priester
übertragen werden mochte. Die Blicke der Gläubigen von sich ab-
zuwenden, entzog er sich denselben. Allein sie belagerten seine Woh-
nung. Er suchte zu entrinnen; aber vergebens, weil sie alle Aus-
gänge der Wohnung besetzt hielten. Endlich mußte er dem Unge-
stüme nachgeben, und sich in die öffentliche Versammlung verfügen.
Da wurde er mit lautem Frohlocken empfangen, und von der ge:
sammten Gemeinde zum Bischöfe gewählt. Die Bischöfe der umlie-
genden Gegend bestätigten die Wahl.
Als Bischof lebte Eyprian ganz seiner Hecrde, und opferte sich
völlig dem Dienste Jesu Christi und der Wohlfahrt der heiligen
Kirche, unermüdet im Lehren und Ermähnen, im Rathen und Zu-
rechtweisen , im Helfen und Tröjien, anhaltend im Gebethe und in
der Betrachtung, in der Abtödtung, und im Ringen nach immer
größerer Vervollkommnung. „Wer ist im Stande," schreibt der
Diakon Pontius, „seinen Wandel würdig zu beschreiben?" Wie
groß war seine Frömmigkeit? Wie groß seine Gottesfurcht? Wie
ausgezeichnet seine Wohlthätigkeit gegen Andere, und seine Strenge
gegen sich selbst? Ein solcher Grad von Heiligkeit und Zuversicht
leuchtete aus seinem Antlitze, daß jeder, der ihn ansah, sich selbst
beschämt fühlte. Eine heitere Würde spiegelte sich stets in seinem
Angesichte ab. Er zeigte sich immer ernst, aber ohne Trübsinn;
immer gefallig und höflich, aber ohne Wegwerfung. Sein Ernst
war durch Frohsinn gemildert, und seine Höflichkeit mit Anstand
verbunden, so daß man verlegen war, ob man ihn mehr fürchten.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen