Seite - 346 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 346 -
Text der Seite - 346 -
346 Der heilige Cyftrian, Bischof und Märtyrer.
Da widmete sich der fromme Bischof bald in stiller Einsamkeit dem
Gebethe und der Betrachtung, bald dem Umgänge mit den Brüdern,
die ihn zahlreich besuchten, bald den Bedürfnissen der Einwohner,
die ihm viele Liebe bezeugten. Hier zeigte ihm Gott in einem Ge-
sichte an, daß er mit dem Martertode durch das Schwert gekrönet
werden würde. Ein Jahr später ging diese Anzeige in Erfüllung.
einigen Monaten kam ein neuer Statthalter, Galerius
mit Namen, nach Afrika. Dieser ließ den Cyprian nach
Carthago kommen, und erlaubte ihm, nachdem er ihn verhört hatte,
in seinen Gärten bei der Stadt zu bleiben. Da erwartete der heilige
Bischof alle Tage den Tod, weil er aus Rom Bericht erhielt, daß
sehr geschärfte Befehle von dem Kaiser erlassen worden seyen, nach
welchen die Bischöfe, Priester und Diakonen sogleich hingerichtet
werden sollen. Die Gläubigen drangen sichend in ihn, daß er durch
Entwcichung sich der Gefahr entziehen solle, wozu er sich jedoch erst
dann entschloß, als er erfuhr, daß er nach Uttika, wo sich der
Statthalter einige Zeit aufhielt, abgeführt werden solle. Nicht dem
Tode wollte er durch seine Flucht entgehen, aber dulden wollte er
denselben in Carthago, im Angesichte seiner Hcerde. Sehr rührend
sagte er: »Es geziemet sich, daß der Bischof in derjenigen Stadt
den Herrn bekenne, wo er der Kirche des Herrn vorsteht. Was
der Bischof in dem Augenblicke des Bekenntnisses, als Vekcnner durch
die Gnade Gottes spricht, das spricht er aus dem Munde Aller."
Sobald der Statthalter nach Carthago zurückgekommen war, kehrte
auch Cyprian aus dem geheimen Aufenthaltsorte zu seinem Garten
wieder zurück, wo er von angesehenen Männern sehr nachdrücklich
gebeten wurde, sich zu entfernen. Er weigerte sich aber, es zu
thun, und erwartete ruhig, was der Herr über ihn beschlossen hatte.
Auf einmal hielt ein Wagen vor seinem Garten, in welchem
zwei obrigkeitliche Personen waren, die ihn fodcrn ließen. Er kam
mit hohem Anstande und mit heiterm Angesichtc. Sie nahmen ihn
zu sich auf den Wagen, und führten ihn zu einem Landgute, nahe
bei Carthago, wo sich der Statthalter,, wegen Unpäßlichkeit, eben
aufhielt. Das Verhör wurde auf den nächsten Tag verschoben, und
Cyprian übernachtete in Carthago, im Hause einer der obrigkeit-
lichen Personen, die ihn abgeholt hatten. Man begegnete ihm da
mit großer Achtung und Freundlichkeit. Als es kund geworden war,
daß er im Verhaft sey, lief das Volk zusammen; denn auch die
Heiden ehrten ihn seiner Tugend wegen, und hatten das Gute, das
er zur Zeit der Pest gethan hatte, noch im frischen Andenken. Die
Christen hielten Wache bei dem Hause, in dem er war, damit sie
wenigstens wüßten, was mit ihrem Bischöfe geschehe.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen