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Am 3. Oktober. 349
mehrte sich sein Eifer, in den Schriften der heidnischen Wcltweiscn zu
forschen, um von dem Grunde oder Ungrunde der Götterlehre sich
zu überzeugen. Ein Priester der christlichen Kirche mißrieth ihm das
Lesen dieser Schriften, in der Besorgniß, daß es für ihn gefährlich
seyn dürfte. Allein ein höherer, göttlicher Wink befahl ihm in seinem
eifrigen Forschen nach Wahrheit nicht inne zu halten, und zu diesem
Zwecke Alles zu lesen, aber auch Alles zu prüfen. Endlich überzeugte
er sich, erleuchtet und geführt durch das Licht der göttlichen Gnade,
von der Nichtigkeit und Thorheit der heidnischen Götterlehre, und
von der Wahrheit und Göttlichkeit der Religion der Christen. Er
folgte schnell und freudig seiner Ueberzeugung, und ließ sich durch
die heilige Taufe in die Kirche Jesu Christi aufnehmen. Dionysius
durfte Alles lesen, weil er von dem redlichsten Eifer, die Wahrheit
zu erforschen beseelet war, und Kenntnisse und Geschicklichkeit genug
besaß. Alles zu prüfen. Haben wir weniger Durst nach Erkenntniß
der Wahrheit, und weniger Einsicht zu erforschen und zur Prüfung
derselben, sind wir nicht völlig unbefangen von Leidenschaften und
Worurtheilen, so müssen wir desto vorsichtiger seyn in der Auswahl
dessen, was wir lesen, und desto bereitwilliger uns über das, was
wir nicht verstehen, oder worüber wir Zweifel haben, von dem Ein-
sichtsvollen und Bessern belehren zu lassen, und es ja nie vergessen,
daß nur den Demüthigen eine helle Erkenntniß der göttlichen
heit zu Theil werden kann.
Dionysius wurde zum Priester geweiht, und, nachdem
der Nachfolger des Origcnes, bei der katechetischcn Schule zu Alexan-
dricn auf den bischöflichen Stuhl des heiligen Markus im Jahre 231
erhoben ward, dieser berühmten Schule als Lehrer vorgesetzt. Durch
16 Jahre unterrichtete er in derselben die jungen Christen in der
Wissenschaft des Heils mit so rastlosem Eifer, und leuchtete denselben
mit so vollkommener Tugend vor, daß er sich die allgemeine Liebe
und Hochschätzung der Gläubigen erwarb, und deßwegen nach dem
Tode des Heraklas, im Jahre 246, von den Priestern der alcran-
drinischen Kirche zum Bischöfe erwählt wurde. Ganz im Geiste der
heiligen Liebe leitete er die ihm anvertraute christliche Hecrde. Auf
den Leuchter gestellt, war er auch wirklich das helle Licht, welches
die beseligenden Strahlen eines lebendigen Glaubens und hoher christ-
licher Vollkommenheit weit umher verbreitete. Der Anfang seiner
bischöflichen Amtsvcrwaltung siel in die letzten Regierungsjahre des
Kaisers Philipp, unter welchem die christliche Kirche Ruhe genoß.
Aber schon im Jahre 249 brach in Alerandrien jener wilde Aufruhr
des heidnischen Volkes gegen d'' Christen aus, welcher oben schon,
in der Martergeschichte der heiligen Apolloma und ihrer Mitgenosscn,
erzählt wurde. In diesen heißen Tagen der Trübsal hatte der Bi-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen