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Der heilige Fructuosus, Bischof und Märtyrer,
nebst seinen Diakonen Eulogius und Augurius.
(Am 21. Jänner.)
Tarrakona, jetzt Tarragona, in der spanischen Provinz Catalo-
nien, war vormals eine sehr große und berühmte Stadt, und wurde
als die Hauptstadt von Spanien angesehen. Zur Zeit, als die
Verfolgung des Valerian gegen die Christen wüthete, war Fructuosus
Bischof der sehr ansehnlichen christlichen Gemeinde in dieser Stadt.
Er war ein Mann, den nicht allein die Gläubigen als ihren ge-
meinschaftlichen geistlichen Vater zärtlich liebten, sondern dem auch
die Heiden, seiner hohen Tugenden, insbesondere seiner Mildthätigkeit
wegen, große Hochschätzung nicht versagen konnten. Es war gerade
an einem Sonntage, am 16. Jänner 259, als frühe Morgens schon,
um einen Volksauflauf zu vermeiden, Soldaten zu seiner Wohnung
abgeschickt wurden, mit dem Befehle, ihn nebst den Diakonen Eulor
gius und Augurius abzuholen, und auf den Richtplatz zu führen.
Der Bischof ruhte noch auf seinem Lager; als er aber an der Thüre
klopfen hörte, machte er sich eilig auf, und ging den Soldaten ent-
gegen. Diese sagten ihm, daß er mit Eulogius und Augurius vor
dem Richterstuhle erscheinen muffe. „Gehen wir!" sprach er ;u
diesen, und verlangte von den Soldaten nur noch die Erlaubniß,
Schuhe anlegen zu dürfen. Sie antworteten: „Thu' es nach dei-
nem Belieben!"
Jetzt wurde er mit seinen beiden Diakonen abgeführt, und vor
den Statthalter gebracht, der sie sogleich in den Kerker werfen ließ.
Der heilige Bischof freute sich der nahen Marterkrone, und bethete
ohne Unterlaß. Die bekümmerten Gläubigen brachten Erquickungen
in's Gefängniß, und empfahlen sich seiner frommen Fürbitte. Im
Gefängnisse ertheilte er einem Katechumen, Rogatian mit Namen,
die heilige Taufe. Am sechsten Tage des VerHaftes ließ der Statt-
Halter den Bischof mit den beiden Diakonen vor sich führen, und
hielt ihnen die kaiserlichen Befehle, den Göttern öffentliche Verehrung
zu erweisen, vor. „Ich bin ein Christ," sagte Fructuosus. „Ich
verehre den Einen Gott, welcher den Himmel, die Erde, das Meer
und Alles, was darin ist, erschaffen hat." „Du kennst doch,"
sprach der Statthalter, „die Götter?" „Nein!" sagte der Bischof.
„Du sollst sie balo kennen lernen/- erwiederte jener. Der Bischof
erhob die Augen zum Himmel, und bethete in der Stille. Der Statt-
Halter sprach: „Ncn hört man, wen fürchtet man, wcn bethet man
an, wenn man die Götter nicht verehrt, und nicht anbethet die Bild-
nisse der Kaisers Und nun wandte er sich zu dem Diakon Augu-
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen