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362 Die Heiligen, Montanus und Lucius, Märtyrer.
lehnte er den Vorwurf der Lüge von sich ab, und betheuerte, daß
er die Wahrheit gesprochen habe. Ein Centurio, d. i. ein Befehls-
haber über hundert Soldaten, brachte ein schriftliches Zeugniß her-
bei, durch welches fälschlich bezeuget wurde, daß er nicht Diakon
sey, und das Volk, welches ihn erhalten wollte, verlangte, daß man
ihn durch die Folter zwingen solle, das nämliche einzugestehen. Al-
lein der Richter achtete nicht hierauf, sondern sprach das
theil über ihn aus.
Als er zum Tode geführt wurde, entstand ein plötzlicher
regen, welcher die Heiden zerstreute, und ihm dadurch die
verschaffte, sich noch mit den Brüdern, die ihn in großer Anzahl
begleiteten, zu unterhalten, und ihnen die Einigkeit des Glaubens
und der Liebe zu empfehlen, wobei er die Worte des Herrn an-
führte: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr euch unter einan-
der liebet, wie ich euch geliebt habe." Auch sagte er: ,,Es regnet
noch, damit mein Blut, wie bei dem Tode des Herrn, mit Waffer
vermischt werde." Zuletzt empfahl er den Gläubigen den Priester
Lucian, welcher nachher zum Bischöfe erwählt wurde. Endlich ver-
band er sich selbst die Augen mit dem Stücke Leinwand, welches
ihm von Montan aufbewahrt wurde, warf sich auf seine Kniee nie-
der, und ward, indem er bethete, enthauptet.
Die wahre christliche Liebe erstreckt sich hinüber über Tod und
Grab. Unsere theuren Freunde werden uns durch den Tod nicht
für immer entrissen. Wir haben sie nicht verloren, sie sind nur um
einige Tagereisen früher an Ort und Stelle angelangt, und erwar-
ten dort froh unsere Ankunft. Nur ihr geselliger Umgang ist uns
entzogen, aber nicht ihre Liebe; denn diese nahmen sie in das bessere
Leben mit hinüber. Bald schlägt auch unsere letzte Stünde hienie-
dcn, und wir besitzen und genießen sie durch Ewigkeiten wieder.
Jesus wird mit uns die durch den Tod Verlornen Freunde wieder
vereinigen. Ist unsere gegenseitige Liebe heilig, und der Lehre des
Heilandes angemessen, so macht uns das künftige Wiedersehen froh
und selig; denn diese Liebe gilt auch jenseits des Grabes, und er-
döhet unsere Seligkeit im Kreise der Unsrigen, wie sie schon hier
unser Zusammenleben beglückt. „Trauern wir also nicht über
den Tod unserer Geliebten, wie Diejenigen, die keine
Hoffnung des Wiedersehens haben."
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen