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396 Der heilige Sebastian, Märtyrer.
das, was ohne Ende seyn, und nach keinem Lauft der Zeiten auf-
hören wird. Ist der Schmerz der bevorstehenden Marter leicht, so
ist er erträglich; ist er groß, so sührt er desto bälder zur glorreichen
Wollendung. Die Leiden aber, welche denen bevorstehen, die dieses
Leben mehr, als das Ewige lieben, sind die schwersten, und finden
keine Vollendung."
Der christliche Kriegsmann setzte seine Rede durch eine ganze
Stunde fort. Die himmlische Würde, die aus seinem Angcsichte
leuchtete, gab seinen Worten eine unwiderstehliche Kraft. Von dem
Eindrucke der göttlichen Wahrheiten überwältigt, warf sich Zoe, die
Ehefrau des Kanzlei-Registrators Nicostratcs, welche seit sechs Jahren
sprachlos war, zu seinen Füßen, und gab, so gut sie es konnte,
durch Zeichen ihre Rührung zu erkennen. Sebastian machte das Kreuz:
zeichen über ihren Mund, und sogleich erhielt sie die Sprache. Durch
dieses herrliche Wunder bekräftigte Gott die Lehren des Heils, die
sein Diener verkündet hatte. Die Zoe bekehrte sich zum Christcnthumc,
und auch ihr Gemahl Nicostratcs nahm den heiligen Glauben an.
Markus und Marcellianus wurden durch die Worte Sebastians in
ihrem Bekenntnisse so bekräftiget, daß sie ihre vorige Unentschlossen-
hcit innigst bereuten, und die Freilassung, welche ihnen von Nicostra-
tes angeboten wurde, ausschlugcn, damit-sie nicht der zu erwartenden
Marterkrone beraubt würden. Mit einem Eifer und mit einer Herz-
lichkeit, welche nur die heilige Liebe eingeben kann, redeten sie den
Ihrigen zu, und freuten sich endlich des unaussprechlichen Glückes,
daß ihre Eltern sowohl, als ihre Gattinnen dem Götzendienste ent-
sagten, und zum Christcnthumc sich bekehrten. Dieser Bekehrung
folgte die Bekehrung des Gefangenwärters, der Claudius hieß, und
einiger anderer Personen.
Die Neubckehrtcn wurden im Hause des Nicostrates versammelt,
von einem gottseligen Priester Polykarpus in der Lehre des Heils
unterrichtet und getauft. Mit dem Heile der Seele erlangte Tran-
quillinus durch die Taufe auch die Heilung von dem schmerzlichen
Podagra; und die zwei Söhne des Claudius wurden von andern
harten Leiden wunderbarer Weise befreit. Diese Wunderwerke dienten
zur mächtigen Befestigung der Ncubckchrten im heiligen Bekenntnisse.
Alle priesen Gott, und bereiteten sich durch Gebet und Fasten zum
Glaubenskampfe vor. Selbst die Frauenspersonen und Kinder wur-
den von dem sehnlichsten Verlangen nach der Marterkrone entflammt.
Nachdem die dreißig Tage, welche dem Markus und Marcellianus
als Bedenkzeit vergönnt wurden, verflossen warcn, rief Chromatius,
der Statthalter von Rom, den Tranquillinus, den Vater der beiden
Bekcnncr, zu sich, und befragte ihn über den Entschluß seiner Söhne.
Tranquillinus sprach: „Ich weiß dir nicht genug zu danken für den
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen