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Am 20. Jänner. 397
Aufschub, der meinen Söhnen gestattet worden ist. Wäre er nicht
gestattet worden, so hätte ich meine Kinder, und meine Kinder hät-
ten mich für immer verloren/' Chromatius verstand den Sinn dieser
Rede nicht. Er meinte, daß Markus und Marcellianus sich entschlos-
sen hätten, den Göttern zu opfern, um so ihr Leben zu erhalten;
deßwegen bestimmte er den folgenden Tag zum Opfertage. Höchst
erstaunt stand er aber da, als ihm Tranquillinus erklärte, daß
auch er ein Christ geworden sey, und rief aus: „Tranquillinus!
du bist wahnsinnig." «Ja," antwortete dieser, „wahnsinnig war
ich vorher, aber mit dem Glauben an Jesus Christus habe ich die
Heilung meines Geistes, und die Gesundheit des Körpers zugleich
erlangt." Mit ruhigem Anstaube, aber mit würdevoller Unerschrocken-
heit stellte er jetzt dem Statthalter die Nichtigkeit der heidnischen Göt-
ter und die Thorheit vor, daß man leblose Dinge oder erdichtete
Wesen, von denen man die schamlosesten Sachen erzählt, und glaubt,
als Götter verehre, und daß von diesen Schutz und Hilse ersieht
und erwartet werde. Diesem sinnlosen Aberglauben setzte er die er-
habene Lehre des Christenthums von einem einzigen wahren Gott,
dem Schöpfer des Himmels und der Erde, dem Erhalter aller Dinge
entgegen, und widerlegte mit einer Weisheit, die ihm nur der Geist
Gottes eingeben konnte, die Einwendungen, die ihm Chromatius
machte. Nachdem die Unterredung eine längere Zeit gedauert hatte,
wurde er von dem Statthalter entlassen, mit der Erklärung, daß er
ihn noch einmal hören wolle.
Als Chromatius allein war, dachte er an den Umstand, daß
Tranquillinus von den heftigen Gliederschmerzen, die er früher zu
leiden hatte, geheilet sey. Schon seit langer Zeit ward er von der
nämlichen Plage gequält, und recht sehr wünschte er von derselben
befreit zu werden. Er ließ deßwegen mitten in der Nacht den Tran-
quillinus wieder zu sich rufen, und bot ihm eine große Summe Gol-
des an, wenn er ihm das Mittel, durch welches er seine Genesung
erhalten hatte, entdecken wolle. Tranquillinus sprach zu ihm: „Got-
tes gnadcnvolle Hilfe durch Geld kaufen, oder verkaufen wollen, ist
die höchste Beleidigung Gottes!" Getrieben von dem Verlangen,
die Genesung zu erhalten, ließ Chromatius den Priester Polykarpus
zu sich kommen, und dieser war, unter dem segcnsvollen Einflüsse der
göttlichen Gnade, so glücklich, das weit edlere oder höhere Ver-
langen, nach dem Heile der Seele, in dem Herzen des Statthalters
zu erwecken. Chromatius wurde von dem gottseligen Priester unter-
richtet, und erklärte sich endlich zur Annahme des Christenthums.
Polykarpus verließ ihn mit der Erinnerung, daß er nach drei Tagen,
während welcher er fasten sollte, wieder kommen werde. Sebastian
war hoch erfreut, als er^ , was vorgegangen sey, von dem Priester
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen