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400 Der heilige Sebastian, Märtyrer.
christlichen Bekenncr frei, ob er Opferrauch in selbe streuen, oder
mit bloßen Füßen über sie gehen wolle. Tiburtius machte das Kreuz-
zeichen, und wandelte unverletzten Fußes durch die Glut. Sofort
wurde er auf den Befehl des erbitterten Richters enthauptet.
Castulus, ein angesehener Diener im kaiserlichen Palaste, bei
dem mehrere Christen eine sichere Zufluchtsstätte gefunden hatten,
wurde von dem nämlichen falschen Bruder verrathen, dreimal auf
der Folterbank gepeiniget, und endlich lebendig vergraben. Die Brü-
der und Diakonen Markus und Marcellianus wurden bei den Füßen
an einen Pfahl angenagelt. Vier und zwanzig Stunden blieben sie
in der schmerzlichen Stellung, ohne Unterlaß Gott preisend, daß
er sie der erwünschten Marterkrone würdige, und wurden endlich, da
sie in dem heiligen Bekenntnisse mit unerschütterlicher Standhaftigkeit
vcrharretcn, mit Lanzen erstochen. Ihre Leichen fanden eine ehren-
volle Beerdigung an der appischcn Strasse, zwei Meilen außer der
Stadt, bei den Sandgruben.
Die eifrige Sorge, mit welcher sich Sebastian der Gläubigen,
insbesondere der heiligen Märtyrer, annahm, konnte den Heiden nicht
verborgen bleiben. Er wurde als Christ erkannt. Die Feinde der
Christen machten davon Anzeige bei dem Kaiser Diokletian, der sich
cbcn jetzt in Rom aufhielt, und ermangelten nicht, den bisher so
hoch geachteten Kriegsmann als einen großen Verbrecher darzustellen,
weil er die Reichsgötter verachte, und dadurch der ausgezeichneten
Gnade des Kaisers, die er genieße, sich unwürdig mache. Der Kaiser
gab den zudringlichen Klagen Gehör, ließ den Sebastian vor sich
rufen, und verwies ihm den Undank, wie er sagte, womit er alle
seine Wohlthaten vergolten habe. Sebastian erwiederte: „Der Kaiser
habe keinen Diener, der ihm mehr, als er, ergeben wäre; er bethe
zu seinem Gott, von dem der Regent das Reich habe, für seine
Erhaltung; er kehre sich aber nicht zu eitlen Götzenbildern, welche
keine Macht haben. Darauf übergab ihn der erzürnte Kaiser den
Händen einiger Bogenschützen aus Mauritanien. Diese führten ihn
weg, banden ihn an einen Pfahl fest, schössen viele Pfeile auf ihn,
bis sie ihn für todt hielten, und auf dem Platze liegen ließen.
AIs Irene, die verwittwete Gemahlin des heiligen Märtyrers
Castulus bei Nacht herzukam, den Leichnam wegzunehmen, um ihn
zu beerdigen, fand sie den heiligen Sebastian noch am Leben. Mit
liebevoller Sorge ließ sie ihn in ihr Haus bringen, in welchem er
von seinen Wunden bald vollkommen hergestellt wurde. Wenige Tage
nach seiner Genesung stellte sich Sebastian, anstatt sich verborgen
zu halten, wozu ihn die Gläubigen bewegen wollten, auf die Stiege,
über welche der Kaiser in den Tempel zu gehen pflegte. Als dieser
ihm nahe genug war, redete er ihn an, und stellte ihm mit furcht-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen