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Am 20. Jänner. 401
loser Freimüthigkeit die Ungerechtigkeit vor, welche man gegen die
Christen begehe, die es doch als eine Pflicht erkannten, für ihn um
eine glückliche Regierung zu bethen, und ihm unverbrüchliche Treue
leisteten. Diokletian erstaunte über diese Freimüthigkeit, aber noch
mehr, als er den Sebastian, den er für todt gehalten hatte, erkannte.
Er ließ ihn zum zweiten Male ergreifen, und auf den Rennplatz, der
an den Palast stieß, führen. Daselbst wurde er mit Kolben todt-
geschlagen, und sein Leichnam in eine Senkgrube geworfen. Lucina,
eine christliche Frau, ließ denselben heimlich herausnehmen, und ihn
am Eingänge eines unterirdischen Kirchhofes zu den Füßen der hei-
ligen Apostel Petrus und Paulus beerdigen. Die Christen kamen,
ohne daß die Ungläubigen es wußten, eben sowohl zu seinem Grabe,
als zum Grabe der heiligen Apostel, um zu bethen. Dieser Kirchhof,
welcher ehemals der Kirchhof des Callixtus war, hat schon seit langer
Zeit den Namen der Catacombcn*) des heiligen Sebastian. Bei dem
Eingänge dieser Catacomben wurde vom Papste Damasus eine Kirche
zu Ehren des heiligen Märtyrers erbaut, welche heut zu Tage noch
steht, und zahlreich besucht wird.
Als im Jahre 608 die Stadt Rom von der Pest sehr hart
heimgesucht wurde, rief man den heiligen Sebastian eifrig um seine
Fürbitte an. Bald ließ das große Uebel nach, und hörte endlich
ganz auf. Daher pflegt man den heiligen Ma^yrer bei ansteckenden
Seuchen anzurufen, und als besondern Patron gegen die Pest zu
verehren. Man trifft sehr viele Kirchen an, welche auf den Namen
des heiligen Sebastian eingeweiht sind, und an mehreren Orten wer-
den Reliquien von seinem Leibe gezeigt.
Ferdinand I., Herzog von Bayern, bezeigte große Verehrung
gegen diesen heiligen Märtyrer, an dessen Gcdächtnißtage er im Jahre
1550 geboren wurde. Er ließ im Jahre 1588 zu Ehren desselben
unweit seines Palastes in München eine schöne Kirche bauen. Sein
Bruder Guilelmus beschenkte sie mit der untern Kinnlade des heiligen
Märtyrers, in welcher noch neun Zähne waren, und die er in Rom
erhalten hatte.
Am jährlichen Gedächtnißtage des heiligen Märtyrers Sebastian
wird in der katholischen Kirche auch das Andenken des heiligen Fa-
bian, Papstes und Märtyrers, gefeiert. Er war zu Rom, in der
Gegend des Berges Cälius, geboren. Als Priester zeichnete er sich
vorzüglich in dem Eifer, die Leichen der heiligen Märtyrer zu beerdigen,
*) Die Ccttcicombcu waren mttcrirdiscl'c, ticfc Höhle», wo die Christen m
dci, Zeiten dcr Verfolgung ihre Z»sammc»k»»ftc hielten, und
die Leiber dcr heilige» Märtyrer begrübe».
Erstcr Band. 26
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen