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27. Juni. 419
erfuhren, bewunderten sie anfänglich die Geschicklichkcit des jungen
Arztes, geriethcn aber bald in die größte Erbitterung gegen ihn,
da sie inne wurden, daß er ein Christ sey. Mit arger Schaden-
freude benähten sie diesen Umstand, ihn bei dem Maximinian zu
verderben. „Wenn," sagten sie, „Pantaleon nicht auf die Seite
geräumt wird, so werden seine glücklichen Heilungen dem Gott der
Christen zugeschrieben, und unser großer Aeskulap wird der verdien-
ten Ehre beraubt werden." Sie führten dem Cäsar den geheilten
Blinden vor. Da aber dieser auf keine Weise zu bereden war, dem
heidnischen Gott seine Heilung zuzuschreiben, sondern standhaft auf
dem Bekenntnisse Christi beharrte, so ließ ihn der Tyrann, ungeachtet
weder er, noch die Ankläger, der Wahrheit etwas Gegründetes ent-
gegensetzen konnten, ohne weitere Umstände enthaupten, um auf dem
kürzesten Wege das Aufsehen, welches die wundervolle Heilung ver-
ursacht hatte, zu ersticken. Pantaleon kaufte die Leiche des Ent-
haupteten , und verschaffte derselben eine anständige Beerdigung.
Bald wurde auch er gerufen zu dem Cäsar, welcher ihn sehr gütig
empfing, ihm sagte, welche Klage gegen ihn vorgebracht sey, und
mit sehr schmeichelhaften Worten erklärte, daß er die Anklage selbst
nicht glaube, sondern sie für eine Folge des arglistigen Neides halte.
„Opfere," sagte er, „den Göttern, und beschäme dadurch die Ver-
leumdung, welche dich der Verachtung derselben, und der Verehrung
des Gottes der Christen beschuldiget!" Pantaleon erwiederte: „Wo
Thaten vor Augen liegen, müssen Worte und Meinungen weichen.
Die Wahrheit geht über Alles. Der Gott, den ich verehre, hat
Himmel und Erde erschaffen; Er hat Todte zum Leben erweckt.
Blinde sehend gemacht; Aussätzige gcreiniget; Gichtbrüchige geheilet,
und zwar durch ein einziges Wort seiner Allmacht. Die Götter,
welche ihr verehret, haben nie solche Dinge gethan. Sie sind un-
vermögend , solche zu thun. Lasse Jemanden, der mit einem un-
heilbaren körperlichen Uebel behaftet ist, Hieher bringen, lasse auch
deine Götzcnpriester kommen, damit sie für selben die Götter anru-
fen, — ich will anrufen den einzig wahren Gott, und du wirst
überzeugt werden von der Nichtigkeit deiner Götter, und von der
Allmacht des Einzigen, den ich verehre." Dieser Vorschlag wurde
angenommen. Ein Gichtbrüchiger wurde herzugetragen, und auch
Götzendiener gerufen, die fruchtlos bald diesen, bald jenen heidni-
schen Gott um die Heilung des Elenden anriefen. Endlich trat
Pantaleon hinzu, bethete voll Inbrunst und mit gläubiger Zuver-
sicht zu Gott, berührte dann die Hand des Gichtbrüchigcn, und rief
laut aus: „ Im Namen Jesu Christi werde gesund!" Sogleich ward
jener geheilt, und durch den rechten Gebrauch seiner Glieder erfreut.
Staunend stand der Cäsar, staunend standen die Götzenpriestcr da, wäh-
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen